Fragen und Antworten

 
 

Am 11.4.2002 bekamen wir folgende E-Mail:

Subject: Auferstehung?

Guten Tag,

meine Tochter hat mich eben gefragt, warum wir an die Auferstehung glauben. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich keine Antwort darauf habe.

Weil Christus auferstanden ist? Weil es in der Bibel steht?
Können Sie mir weiter helfen?
Hoffentlich bin ich im richtigen Forum? Ansonsten, sorry.

X.Y.

Liebe Frau Y.,

Ihre verunsicherten Antwortvorschläge auf die Frage Ihrer Tochter sind zunächst richtig: Wir glauben an die Auferstehung, weil Christus auferstanden ist und weil dies so in der Frohbotschaft zu lesen ist.

Ihre Unsicherheit markiert aber gleich schon das Problem: Die Berichte in den Evangelien vom auferstandenen Jesus sind das überlieferte Glaubenszeugnis seiner Freundinnen und Freunde, seiner Anhänger, Apostel und Jünger, wie wir diese Gruppe zu bezeichnen pflegen. Diese Glaubenszeugnisse sind in einer Sprache verfasst, die damals im Kontext dieser juden-christlichen jungen Kirche selbst-verständlich waren. Für viele Begriffe ist uns modernen Menschen durch den Wandel der Sprachen aber ihre volle Bedeutung nicht mehr so klar. - Wir glauben an diese Frohbotschaft seit fast 2000 Jahren. Zum einen weil wir glauben, dass Gott uns damit Heilswahrheiten kund tat, und nicht zuletzt auch, weil wir in diese christliche Glaubens- und Kulturgemeinschaft hineingeboren sind. Der Glaube unserer Vorfahren, die damit ihr Leben gemeistert und die Welt verändert haben, gibt uns die Sicherheit, dass es ein sinnvoller Glaube ist. Und so war es, seit das "Urchristentum" den Anfängen entwachsen war, zur europäischen Volkskirche wurde und die Glaubensinhalte in Bekenntnisformeln pressen musste.

So eine Formel verbirgt sich auch hinter dem Wort Auferstehung. Formeln haben ihr Gutes, bringen aber auch die Gefahr mit sich, dass sie nachgeplappert werden, dass sie uns nicht mehr persönlich betroffen machen, dass sie zu Worthülsen werden können, die wir seit unserer Kindheit mehr oder weniger unbezweifelt mit uns herumschleppen. Kinderfragen bringen uns glücklicherweise gelegentlich auf den Fußboden und machen uns betroffen.


Wenn Kinder fragen, warum wir an die Auferstehung glauben, erwarten sie natürlich keine theologischen Auskünfte. Sie fragen uns nämlich: Warum glaubst Du an die Auferstehung? Sie erwarten von uns ein Bekenntnis. Und so etwas lässt sich mit Formeln nur unbefriedigend machen, am wenigsten Fragenden gegenüber, die noch nicht die Erfahrung einer gewachsenen Glaubensgemeinschaft haben oder ihr ganz fremd sind. Und da es streng genommen keine christlichen Volkskirchen mit einem gemeinsamen Symbolverständnis mehr gibt, müssen wir unsere Bekenntnisse in eine Sprache bringen, welche die Fragenden verstehen können.


Und hier bekomme ich auf Ihre Fragen Schwierigkeiten. Zum einen kenne ich Ihre Tochter nicht, wie alt sie z.B. ist, um die Antwort kind- oder jugendgemäßer formulieren zu können, ich weiß nichts von ihren Begabungen, um eine auf sie abgestimmte Antwort zu geben. Ich kenne auch Sie nicht, um Ihnen in dieser pädagogischen Situation die richtigen Ratschläge zu geben, die Ihren Möglichkeiten und jenen Ihrer Tochter entsprechen. Ich kann Ihnen nur unter der Annahme, dass die Tochter ein Schulkind (ev. 6-10 Jahre) ist, schreiben, was ich ihr antworten würde. Ich antworte also mit meinem persönlichen Glauben und muss Sie mit der Frage "Warum glaubst Du an die Auferstehung?" allein lassen. Die können nur Sie allein geben.


Ich würde mit einem Schulkind im Gespräch langsam (je nach Verständnis) folgende Stationen umkreisen. Die Antwort auf meinen Glauben an die Auferstehung würde ich dabei zunächst mit dem Gesamtbild der Schöpfung beginnen und erst am Schluss mit der Auferstehung Jesu beenden. Also Weihnachten und Ostern als großen Bogen. Ich würde alles vermeiden, was bei dem Kind den Eindruck erwecken könnte, dass die Rede von der Auferstehung nur für ein paar Elitechristen gilt, sondern für die ganze Menschheit nachvollziehbar ist. Eine solche Antwort könnte - hier zum Monolog verkürzt - so klingen:


Den Gott, an den wir in unserer christlichen Religion glauben, stellen wir uns als liebenden Vater und/oder als liebenden Mutter vor. Er hat uns Menschen nach seinem Bilde geschaffen und uns damit Anteil an seinem göttlichen Leben gegeben. Wir können uns Gott natürlich nicht mit konkreten Bildern vorstellen, aber wir glauben fest, dass er die Liebe ist und folglich alle Menschen liebt - gute wie böse, gesunde wie kranke, arme wie reiche, Fremde und einheimische, alle Rassen und Völker. Jeder Mensch ist für Gott wertvoll und einmalig. Das Leben von jedem Menschen ist daher sinnvoll. Wenn Gott uns Anteil an seinem Leben gibt und jeden einzelnen Menschen als wichtig und einmalig betrachtet, bedeutet das, dass wir nicht wie Eintagsfliegen sind. Sondern wir haben eine unsterbliche Seele und leben so in einer gewissen Form nach dem Tod unseres Leibes weiter. Wir wissen nicht wie, aber wir werden als diese einmaligen Personen fortleben, ich als Deine Mutter xy, Du yz als unser Kind. Das meinen wir, wenn wir an die Auferstehung glauben.


Als Christen glauben wir an Jesus. Ihn hat Gott als unseren Bruder auf diese Welt geschickt. Wir sind seine Geschwister. Jesus ist ein Beweis für diese Liebe Gottes zu den Menschen, die uns Anteil an seinem Leben gibt. - Es gibt viel Böses, Verbrechen, Kriege und Hass auf dieser Welt. Alle Menschen haben Fehler, das erleben wir täglich, Du und ich. Wir tun uns weh, obwohl wir dies meist gar nicht bewusst wollen. Wir Menschen machen uns immer wieder schuldig. - Jesus hat die Schuld aller Menschen durch seinen Tod uns abgenommen und dadurch unser Weiterleben möglich gemacht..


Wenn wir - wie es im Evangelium berichtet ist - glauben, dass er auferstanden ist, meinen wir damit, dass er nach seinem Tod uns ins ewige Leben vorausgegangen und gleichzeitig in einer geistigen Form bei uns geblieben ist. Das macht uns den Glauben an unsere Unsterblichkeit leichter. Wir glauben, dass wir durch seinen Opfertod irgendwann nach unserem Tod wie er auch von Gott auferweckt werden. - Jetzt lebt Jesus als göttlicher Vertreter aller Menschen in uns weiter. Wir können ihm in anderen Menschen begegnen, wenn wir wie er als gute Menschen leben, uns öffnen und die Not anderer Menschen sehen. Was wir jenen Menschen tun, die hungern, leibliche oder psychische Not leiden, krank oder behindert sind, Asyl suchen oder Gefangene sind usw., tun wir ihm. Wenn wir ihn im anderen Menschen, im Nächsten lieben, werden wir auch im Leben nach unserem Tode an seiner Auferstehung teilhaben und so mit ihm und allen guten Menschen weiterleben.


All das macht uns froh uns zuversichtlich. Der Glaube an unsere Auferstehung in Jesus gibt unserem Leben einen Sinn. Er hilft uns, mit anderen Menschen friedlicher zu leben und richtet uns auf, wenn es uns schlecht geht und wir Zweifel an uns haben. Wir sind mit diesem Glauben von Millionen anderer Menschen getragen. Darum glaube ich an die Auferstehung.

 

 


 
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