Fragen
und Antworten
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Am 3. Juni 2006 schrieb uns Frau I.:
Sehr geehrte Damen und Herren, Mich beschäftigt seit
einiger Zeit die Frage, warum Christen für eine MfG, Unsere
Antwort: Liebe Frau I., Wenn Sie unsere Antwort dort
gelesen haben, ist Ihnen vielleicht klar geworden, dass nur Gott Sünden
vergeben kann und dass wir Menschen ständig in der Lage und bedroht
sind, Sünden zu begehen. Sünden gehören zum Menschsein.
Eine Sünde definiert
sich als eine Handlung in Freiheit und in Individualität. Das bedeutet:
Da wir als Individuen unverwechselbare und unwiederholbare Einzelwesen
sind, sind auch unsere in Freiheit begangenen Sünden einmalige
Einzeltaten. Keine Situation und Handlung wiederholt sich in der gleichen
Weise. Und da für eine solche Tat eine freie Entscheidung Voraussetzung
ist, können Unfreie und Unmündige vielleicht Fehler machen,
aber sündigen können sie nicht. Ferner haben wir schon gesagt,
dass zur Vergebung einer Sünde die Umkehr, Reue und Wiedergutmachung
nötig ist. Dieser Akt kann sich nur auf konkret begangene Sünden
beziehen. Und damit kommen wir Ihrer Frage schon näher: Wir bitten
Gott als den alleinigen Vergeber um Vergebung dieser konkreten Sünden
und Schuld. Bitten "um Vergebung unserer Schuld" heißt
mit anderen Worten, dass uns diese konkreten Taten leid tun und wir
sie bereuen. Wir glauben: Jesus ist für
unsere Sünden am Kreuz gestorben, das heißt er solidarisierte
sich mit seinem Tod mit uns sündigen Menschen und nahm als Vertreter
der Menschheit das Vergebungswort Gottes für uns an. Das ist die
Voraussetzung für die "Versöhnung" Gottes mit den
Menschen. Und hier wird es wie immer, wenn wir von Gott reden schwierig
und paradox - und Ihre Frage zeigt sich als berechtigt: Da wir Gott
als die bedingungslose Selbstmitteilung glauben, der mit diesem Versöhnungs-
und Vergebungswort vor aller Zeit als "das Wort" (Jesus!)
in unsere Zeit und Geschichte getreten ist, ist eine Versöhnung
mit den Menschen als vorauslaufende Gnaden- und Liebesgabe schon erfolgt.
Mit dem geschichtlichen Kreuzestod Jesu ist aber die persönliche
Umkehr und Reue nicht überflüssig geworden. Umkehr, Reue und
Wiedergutmachung bleiben Bedingung für die Vergebung, weil es ja
in Freiheit begangene Einzeltaten waren. Gott tastet nämlich die
Freiheit des Menschen nicht an. Wir können zu Gott Nein sagen und
die Umkehr und Reue verweigern. Das ist die eigentliche Sünde. Unser Beten um Vergebung unserer Schuld ist also nur dann ernst gemeint, wenn wir die konkreten Sünden bereuen, sonst wäre unser Beten nur leeres Geplapper - und der erlösende Kreuzestod Jesu ein Sündenwaschmechanismus ohne Zutun der Menschen. Unser Beten ist ein sinnvolles demütiges Bekenntnis unserer Schwäche und Schuldbedrohtheit als Menschen: Es tut uns gut, um Vergebung unserer Sünden zu beten und Gott zu bitten, uns nicht in die Versuchung des Neinsagens zu führen. Liebe Frau I., Sie beschäftigen sich mit einer nicht einfachen Frage, über die man lange nachdenken und meditieren muss. Es ist mehr als normal wenn man dabei stecken bleibt. Die Größe und Schönheit Gottes zu verstehen übersteigt unsere Möglichkeiten. Aber wir können uns freuen und sie bewundern und loben. Dazu wünschen wir Ihnen alles Gute.
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