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Am 21. Oktober 2006 schrieb uns Frau xy.:
Sehr geehrte Damen und Herren, GOTT kann in unserer Vorstellung
vieles sein: wir vergleichen IHN mit einem Hirten, der uns auf den rechten
Weg führt, einer Mutter, die tröstet, einem Vater, der vergibt,
einer Quelle, die Leben schenkt, einem Orkan, der zerstören kann,
mit der wärmenden Sonne, einer schutzspendenden Burg ... Und wie verhält es sich überhaupt mit dem Bilderverbot? Natürlich, man darf kein Bild(nis) von GOTT anfertigen und es dann anbeten. Aber Bilder malen, um sich seine eigenen Gottesvorstellungen bewusst zu machen, ist ok?!? Bitte antworten Sie mir so schnell wie möglich, dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar!!! Herzliche Grüße
und vielen Dank! Unsere
Antwort: Liebe Frau xy, Wenn es darum geht, Gott
zu beschreiben, hat der Mensch auch keine Worte, nur Gestammel. Das
gilt auch für die Theo-logie, die "Wissenschaft" von
Gott. Auch sie muß bescheiden diesbezüglich ihre Unfähigkeit
bekennen. Auch ihre abstrakten (d.h. von Bildern "abgezogenen")
Formulierungen über Gott, sind nur vorsichtige Annäherungen,
die letztlich immer ihren sinnlichen Ursprung haben und daher auch mit
dem Denken anderer Menschen kollidieren können. Das ist auch der
Grund warum sich in Religionskriegen die Menschen so grausam vernichten.
Jeder glaubt und behauptet, die Wahrheit zu haben, sein Gott
sei der richtigere, die Götter der anderen seien falsch. Da aber,
wie wir schon gesehen haben, wir als Menschen nur "subjektive"
Vorstellungen von Gott haben können, müssen wir ihn "glauben",
sich ihn im Glauben vorstellen. Aber auch im Glauben können wir
uns der Wahrheit (auch der über Gott) nur annähern. Der Philosoph
Otto Friedrich Bollnow sagte einmal: "Der Ort der Wahrheit ist
der Dialog". Dialog heißt nicht missionieren, eintrichtern
und andere überzeugen und mit "logischeren" Argumenten
nieder reden, sondern sich gegenseitig zuhören und sich öffnen,
seinen Glauben mit anderen (gleichberechtigt) austauschen. Wir hätten damit ein erstes vorsichtiges Kriterium für die Angemessenheit von Gottesbildern: Ein Gottesbild ist dann angemessen, wenn es für den Dialog der ganzen Menschheit passt, d.h. für alle Rassen, Religionen und Kulturen. Mit diesem ersten Kriterium wird gleichzeitig verständlich, warum es in manchen (monotheistischen) Religionen das Bilderverbot gibt. Denn nichts ist schwerer als ein solcher Dialog. Sind nicht manchmal Verbote für Kinder nützlicher als gefährliche Selbstlernversuche? Aber sind Tabus für Erwachsene immer die gute Lösung? Und müssen wir nicht auch als ganze Menschheit "erwachsen" werden? Müssen wir immer noch anderen Religionen gegenüber "beweisen", dass unser Gott der bessere, stärkere, richtigere, schönere ist? Wäre es nicht erwachsener, erst gemeinsam zu bekennen, dass keiner über seine Gottesbilder sicher sein kann, und dann das Gemeinsame unserer Gottesbilder zu suchen? Fast alle Religionen kennen mehr oder weniger das Bild von Gott als der Liebe; wäre das nicht der gemeinsame Weg? Wir sahen oben, dass sich die Denker, Philosophen und Theologen Gott als "transzendent" vorstellen. Aber Gott ist nach unserem Glauben auch "immanent", d.h. er wohnt in uns, er wohnt in seiner Schöpfung. Gott ist demnach auch irgendwie über unsere Sinne erfahrbar. Das ist der Weg der Mystiker. Mystiker gibt es in allen Religionen, nicht nur bei den Juden, Christen und Muslimen. Sie haben einen ganz persönlichen, liebenden Zugang zu Gott. Liebe ist ganz ähnlich wie Dialog. Mystiker streiten sich nicht über Definitionen und Gottesbilder. In der mystischen Vereinigung sind sie ganz in Gott - und vereint mit allen gottesgläubigen Menschen. Das ist der Weg der "erwachsenen" und modernen Gottessucher. Sollten wir nicht auch diesen Weg ernst nehmen und versuchen? Bei einem Teeabend der Muslimischen Hochschulgruppe Tübingen hielt uns eine gläubige Muslima einen Vortrag über die Sufis, die Mystiker des Islams. Lesen Sie auf unserer Homepage ihren Vortrag (http://www.kirchameck.de/IslamchristDialogMHSG1.html ) . Er kann uns ihre Vorstellung von Gott näher bringen. Der Dialog mit dem Islam ist möglich. Der mystische Zugang zu Gott eröffnet sich auch in der Meditation. Wenn Sie hier mehr wissen wollen, finden Sie auf unserer Homepage (http://www.kirchameck.de/Meditation.html) ebenfalls Anstöße zum Weiterdenken. Nun wünsche ich Ihnen
ruhige Minuten und viel Freude bei Ihrer Gottsuche - mit oder ohne Bildern
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