Fragen
und Antworten
|
Am 27. Dezember 2006 schrieb uns Herr xy.:
Sehr geehrte Damen und Herren, in Anbetracht immer höherer
Arbeitslosigkeit fragen sich immer mehr Menschen, was sie wert sind.
In unserer Gesellschaft wird der Wert eines Menschen häufig danach
bemessen, was er verdient und was er arbeitet. Welche Antwort gibt die
Bibel auf die Frage nach dem Wert eines Menschen. Unsere
Antwort: Sehr geehrter xy, Die Antwort auf Ihre Frage
nach der biblischen Aussage über den Wert eines Menschen, über
seine Menschenwürde ist eindeutig. Leitmotiv der ganzen hebräischen
Bibel (Altes Testament) ist: Gott erschafft den Menschen nach seinem
Bilde und erhebt ihn so zur höchsten Würde. Als Abbild Gottes
ist der Mensch mit Gott verwandt und mit unverletzlicher Würde
ausgestattet (Gen 1,27). Gott liebt den Menschen: Alle, die nach seinem
Namen benannt sind, hat Gott zu seiner Ehre geschaffen und sind in seinen
Augen teuer und wertvoll (vgl. Jesaja 43, 1-7). Die Würde und seine
Nähe zu Gott verpflichtet den Menschen aber zu Solidarität
und Gerechtigkeit. "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst" lautet das Gebot bei Moses; Levitikus (3. Mose) 19, 18. Das Neue Testament vollendet
die biblische Botschaft von der Menschenwürde: Gott wird Mensch
und macht sich dem Menschen gleich. Der Mensch wird so zum Teilhaber
am göttlichen Leben. Gott wird Bruder und Schwester der Ärmsten
ohne Rücksicht auf Rasse, Religion und Geld. Das ist die Botschaft
von Weihnachten. (vgl. Luk 2,1-20; Joh 1,1-18). Der Mensch Jesus vertritt Gewaltlosigkeit (- strukturelle Arbeitslosigkeit ist erlittene Gewalt!) und soziale Gerechtigkeit: "Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich" (Mt 5, 5-10). Jesus identifiziert sich und ist solidarisch mit dem leidenden Menschen: "Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40). Schließlich besiegelt Jesus seine Solidarität mit dem Menschen durch sein Leiden und seinen Tod und gibt damit den größten Beweis für die Würde und den Wert des Menschen. Vor diesem Hintergrund kann
Paulus im Römerbrief (8, 12-17) die Würde des Menschen in
der evangelischen Freiheit definieren: "Denn ihr habt nicht einen
Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch
fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der
euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!
So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und Miterben
Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden."
- Kann ein Mensch einen größeren Wert haben? In unserem Stand
als Kinder Gottes sind wir vor Gott gleich - vom Obdach- und Arbeitslosen
bis zum Aufsichtsratvorsitzenden und Großaktionär, - wenn
wir unsere Würde und Freiheit entsprechend leben. Soweit unser kurzer Versuch einer biblischen Begründung der Menschenwürde. Noch einmal: In der jüdisch-christlichen Tradition ist die Menschenwürde nicht loslösbar von unserem solidarischen Handeln. Das macht das Thema Menschenwürde untauglich für Sonntagsreden. Wenn der Mensch bedroht ist, durch die Interessen des Kapitals seine Würde zu verlieren, können wir nicht sagen "wir habens nicht gewußt", sondern müssen handeln. Das ist wie wir alle wissen nicht leicht und verlangt Mut. Solidarisches Handeln beginnt sicher mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit. Gewaltmaßnahmen wie sie die Geschichte kennt, schließen sich in einer bewussten Nachfolge der Botschaft Jesu aus. Nachdenkenswert ist vielleicht Ziffer 2242 im Katechismus der Katholischen Kirche (München 1993, 571f.): "Der Bürger hat die Gewissenspflicht, die Vorschriften der staatlichen Autoritäten nicht zu befolgen, wenn diese Anordnungen den Forderungen der sittlichen Ordnung, den Grundrechten des Menschen oder den Weisungen des Evangeliums widersprechen. Den staatlichen Autoritäten den Gehorsam zu verweigern, falls deren Forderungen dem rechten Gewissen widersprechen, findet seine Rechtfertigung in der Unterscheidung zwischen dem Dienst Gottes und dem Dienst an der staatlichen Gemeinschaft. Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!' (Mt 22,21). Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29)." Wir wünschen Ihnen Kraft
und Mut zum solidarischen Handeln für unsere durch Arbeitslosigkeit
abgewerteten Mitmenschen.
|
|
|