Fragen
und Antworten
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Am 11. Oktober 2007 schrieb uns Frau Y. Z.:
Hallo, Unsere
Antwort:
Zunächst zu Ihrer Frage,
ob eine geschiedene, nicht wiederverheiratete Frau in der katholischen
Kirche Taufpatin werden kann: Paten sind im christlichen Sinn Personen, die den "religionsunmündigen" Täufling helfend und schützend durchs kirchliche Leben begleiten, die für ihn in Krisen der Persönlichkeit und des Glaubens eine "Anlaufstelle" sein sollen. Seit der Einführung der Kindertaufe im 3./4. Jh. hat sich das Amt des Paten / der Patin als sinnvoll und notwendig erwiesen, weil ja auch ungetaufte Eltern ihre Kinder haben taufen lassen können. Der Pate oder die Patin musste für sie (an Stelle der Eltern) die Einführung in den christlichen Glauben sicherstellen, bis die Täuflinge zum Vollzug des christlichen Glaubens selber mündig waren - damals wie heute. Patenschaft im Sinne der Kirche ist also ein religiöses Amt. Von diesem Ziel her betrachtet
steht hinter dem Amt des Paten ein hoher Anspruch und man kann die kirchenrechtlichen
Vorschriften verstehen (z.B. Canon 873 CIC): Der Pate muss fähig
sein diese Pflicht des Paten zu erfüllen, d.h. er muss mindestens
16 Jahre alt, getauft und Kirchenmitglied sein. Seine Lebensführung
muss diesem Amt entsprechen und er darf keine Kirchenstrafe haben, wie
das z.B. beim Austritt aus der Kirche (aber nicht bei Scheidung ohne
Wiederheirat!) der Fall sein könnte. Daher wird in der katholischen
wie in den evangelischen Kirchen ein Nachweis für die Kirchenmitgliedschaft
verlangt. In der Regel muss dann bei einer katholischen Taufe der Pate
oder die Patin entsprechend katholisch oder bei einer evangelischen
Taufe evangelisch sein. Es ist aber möglich, mehrere Paten zu haben,
bei denen die Konfession nicht übereinstimmen muss. Das alles sind formale Vorschriften,
die sicherlich einen Erfahrungshintergrund haben und auch heute noch
ihre Berechtigung haben mögen. Das Patenamt wurde im Brauchtum
manchmal sehr auf das materielle verflacht oder sehr vordergründig
familienpolitisch gehandhabt. Dennoch lässt sich aber die Frage,
wer Pate/Patin sein kann, nicht so einfach nur formal beantworten. Wir
haben keine Volkskirche mehr und der Kirchenbegriff ist selbst in Gegenden
eines engeren Katholizismus oder Protestantismus weiter geworden. Die
Vorstellung einer guten Lebensführung hat sich auch geändert.
Eine "Geschiedene" muss noch lange nicht eine schlechte Frau
oder gar eine schlechte Christin sein, auf die man mit Fingern zeigt,
wie das früher oft der Fall war - entgegen dem Vorbild von Jesus,
dem Guten Hirten, der bekanntlich mit öffentlichen Sündern
und Sünderinnen Umgang hatte. Von einer Patin oder einem Paten
müsste man nach den Erfordernissen unserer Zeit vielleicht heute
erwarten, dass sie oder er Menschen sind, die zum interreligiösen
Dialog fähig sind und den Mut haben, im Sinne Jesu gegen Inhumanität
im Staat und in der Kirche ihre Meinung offen zu äußern.
Wo waren sie alle, die frommen und kirchengenehmen Patinnen und Paten,
und wo blieb ihr Vorbild christlicher Lebensführung, als in der
Kristallnacht 1938 Juden misshandelt und getötet wurden? Und wo
sind sie heute, wenn traumatisierte Flüchtlinge und ihre Kinder
abgeschoben werden? Aus Ihrer Mail kann man entnehmen, dass Sie den Vorfall nicht unmündig hinunterschlucken. Nur im Dialog der Glieder kann es im mystischen Leib Christi, in der Kirche, gesund weitergehen. Und: Auch Pfarrer sind in ihrem Hirtenamt lernfähig und der Heilige Geist, der dafür "zuständig" ist, kann nur lieben und exkommuniziert niemand. Gerade wenn es um das Amt der Patinnen und Paten geht, ist das offene Gespräch mit den Verwaltern der Sakramente notwendig. Wir wünschen Ihnen dazu
Mut und Geduld. Am 5. November 2007 schrieb uns Frau Y. Z.: Liebes Team von der Kirchameck,
danke für eure Mail. Als ich meine Frage an euch stellte, schien mir die Antwort sehr wichtig. Das ist es jetzt nicht mehr. Ich werde in Zukunft gleich reagieren: z. B. würde ich bei dem geschilderten Fall aufstehen und sagen, dass ich das mir nicht vorstellen kann und fragen, auf was die Antwort beruht usw.
Auch habe ich mich gefragt, was Kirche für mich bedeutet. Es ist sehr viel: die sichtbare, die unsichtbare Welt von meiner Kindheit zum Jetzt, eine große Spannweite, die mich bei dem Wort Kirche im Endergebnis glücklich lächeln lässt. Das negativ Erlebte (und das war im Laufe der Zeit einiges) hat an Bedeutung verloren.
Danke auch für Eure Texte. Die Ausführung über den Humor habe ich meinem Sohn weitergemailt, der sie als Gedankenanstoß aufgenommen hat.
Viele Grüße und danke Am
23. November 2007 schrieb uns Frau Y. Z.: Liebes Team von der Kirch am Eck,
nach meinem kurzen Dank letzte Woche möchte ich mich noch einmal melden. Ich habe in euren Mails Rückhalt gefunden. Es ist gut zu wissen, wie die kirchenrechtlichen Bestimmungen in Bezug Eheschließung und Taufpate sind. Ich werde bei nächster Gelegenheit mit dem Priester reden.
Viele Grüße
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