Fragen und Antworten

 

 

 

 

Am 26. September 2009 schrieb uns Frau L.M.:

Frage zu Jesus

Ich habe eine Frage zu Jesus.
Ich glaube an Gott doch viele Sachen die in der Bibel stehen verstehe ich nicht und Einiges kann ich ganz einfach nicht glauben. So ist es auch mit Jesus. Ich bin ein sehr realistischer Mensch und deshalb fällt mir sehr schwer zu glauben, daß Jesus Gottes Sohn war und für uns am Kreuz gestorben ist. Ich will es glauben aber ich kann es nicht. Gott ist so groß so wunderbar und da sollte er einen seiner "Kinder" am Kreuz für uns sterben lassen? Gott hätte meiner Meingung nach so etwas niemals getan. Ich ,für mich, glaube, daß Gott uns alle liebt und uns letzendlich unsere Sünden, die ja meist Fehler sind auch verzeiht, denn Gott hat uns doch geschaffen so weiß er auch daß wir Sünder sind. Jesus mag durchaus gelebt haben und auch ein sehr frommer Mann gewesen sein, doch daß er für uns starb daß will nicht in meinen Kopf. Nun möchte ich gerne ein "guter" Christ sein und ich habe deswegen immer ein schlechtes Gewissen, mir selbst gegenüber. Alle bewundern Jesus,alle danken ihm für diesen heroischen Tod und ich kann das nicht denn wenn der Glaube daran fehlt, dann geht das nicht. . Auch im Gebet kann ich nur zu Gott beten, es geht einfach nicht, daß ich da noch "zu jemanden Anderem" bete. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben wie ich diesen Konflikt überwinden kann.
Besten Dank!
LM


Unsere Antwort:

Liebe Frau L. M.,
vielen Dank für Ihre Mail.
Sie beginnen Ihren Brief mit dem Bekenntnis Ihres Glaubens an Gott und Ihren Zweifeln an Jesus und seinem Kreuzestod. Sie können es nicht glauben, dass dieser wunderbare Gott der Liebe seinen Sohn so grausam sterben lässt, damit uns unsere Sünden vergeben werden. Und Sie leiden unter diesen Zweifeln, haben ein "schlechtes Gewissen".

Wir bewundern Ihren Mut, Ihre Glaubensnöte so offen und mündig anzugehen. Sie sind dabei auch gar nicht allein und stellen sich diese Frage wie viele andere. Wir möchten Sie auch ermutigen, mit solchen radikalen Zweifeln Ihren Glauben in die Mitte Ihrer "Lebenswirklichkeit" hereinzuholen. Vielleicht gelingt es uns, Ihnen Ihrer Bitte gemäß bei dieser "Glaubensarbeit" zu helfen.

Sie sagen zu Recht, dass Gott so groß und wunderbar ist, dass es für uns Menschen unvorstellbar ist, dass er eines seiner Kinder für uns am Kreuz hat sterben lassen, ja sogar geopfert hat. Man könnte sogar noch radikaler sagen: Gott braucht keine Opfer, er kann durch Opfer gar nicht besänftigt werden. Ja, der väterlich seine Kinder liebende Gott, den uns Jesus gepredigt hat, ist ein Gott der bedingungslosen Gnade, der immer bereit zur Versöhnung ist. - In einer der letzten Ausgaben der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" können Sie dazu einen ausführlicheren Text lesen http://www.christ-in-der-gegenwart.de/archiv/artikel_detail_html?k_beitrag=277243 . Vielleicht bringt Sie dieser Aufsatz weiter. Sie dürfen sich nur nicht zu früh von diesem durchaus nicht leichten Text abschrecken lassen. Wir sind Ihnen auch gern behilflich, wenn Sie dazu weitere Fragen haben.

Für heute scheint es uns sinnvoll, näher auf Ihr Verhältnis zu Jesus einzugehen. Sie zweifeln ja auch daran, dass er Gottes Sohn gewesen sein soll. - Vielleicht ist es ganz gut, zunächst nachzudenken, was wir unter Gott verstehen. Der Glaube aller monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam, stimmt darin überein, dass Gott ein transzendentes Wesen ist. Also ein Wesen, das unsere Sinne und die entsprechenden menschlichen Vorstellungen übersteigt. Gott ist immer ganz anders. Wir können uns von ihm kein Bild machen. Das bedeutet dann auch für uns Christen, dass Begriffe wie Vater oder Sohn im Zusammenhang mit den Gottesbegriff nach Menschenart gemachte (anthropomorphe) Begriffe sind. Die Verkündigung des Glaubens wollte damit aber seit Entstehung der Evangelien etwas Besonderes ausdrücken:
Gott geht in seiner unendlichen Liebe zu seiner Schöpfung so weit, dass er sich zum Menschen macht, Menschengestalt annimmt. Der Mensch bekommt so Anteil am göttlichen Leben. Darum müssen wir, wenn wir Gott begegnen wollen, ihn zuerst im anderen Menschen suchen. Gottesliebe und Nächstenliebe sind so aufeinander bezogen. Diese Glaubensidee wurde schon seit den ersten Tagen des Christentums an Jesus festgemacht und immer konkreter formuliert. Die ersten Christen waren ja Juden und verstanden ihn als Messias, als den erwarteten "gesalbten" Erlöser (griech. "Christos"). In Jesus Christus, dem gesalbten Diener Gottes, wird die Versöhnungsbereitschaft Gottes greifbar gemacht. Kein Wunder, dass ihn seine Anhänger als göttlichen Bruder und Helfer verehrten. Dass diese Verehrung Jesu auch manchmal Züge annahm, denen wir moderne Menschen mit einem ganz anderen Stand der Natur- und Geisteswissenschaften nicht immer ganz naiv folgen können (und sollen), ist klar. Klar ist auch, dass die Evangelien keine Geschichtsbücher sind mit "Tatsachenberichten", die man wörtlich verstehen kann. Sie wollen die neue Frohbotschaft sein, von dem guten Gott, der alle Menschen liebt, so wie er Sie geschaffen hat. Sie wollen auch uns Menschen von heute Hilfe und Orientierung sein auf unserer Suche nach dem Sinn in unserem Leben. - Vielleicht hilft Ihnen dies ein wenig weiter, bei Ihrer / unserer Suche nach dem "guten" Christen, zu dem wir dann hoffentlich nach und nach werden, wenn wir Jesus in seiner Liebe nachahmen.

Liebe Frau L.M., nochmals vielen Dank für Ihre mutigen Zweifel. Sie sind auf einem guten Weg. Wir wünschen Ihnen Ausdauer und Kraft auf Ihrem religiösem Weg.

Ihr
Team von der Kirch am Eck





 


 
Kirch am Eck
Predigten
Religiöse Fragen
Texte
Aktuelle Infos
Menschen in Not und Leid
IBIS
Asylarbeit
Kirchenasyl
Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung
Für Sie gelesen
Humor
Französisches Viertel
Christlich-islamischer
Dialog
Die Seite für Ausländer
Links
Chat
 Wir über uns

 

Webmaster