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Am 29. Februar 2004 schrieb uns R. W.: Welche Bedeutung
haben Osterhase, Hühner und v.a. für Ostern? Unsere Antwort vom 29. 2. 2004: Liebe Frau W., Wenn also bei uns der Hase,
in einigen Regionen der Fuchs, der Hahn, oder der Storch und in Frankreich
die Osterglocken die Ostereier bringen, so haben wir in den Eiern die
alte, vermutlich sogar die vorchristliche Tradition. Denn Ostern fällt
ja in die Zeit des Frühjahrs, des aufbrechenden Lebens. Die Menschheit
hat solche Feste des Lebens und der Fruchtbarkeit immer schon gefeiert.
Sie hatte viele Symbole der Fruchtbarkeit, wie z.B. Hase, Hahn, Storch
u.a. Aber in fast allen Kulturen ist das Ei Symbol des Lebens. Dies
ist sehr leicht verständlich: Es ist kalt und scheinbar tot und
erwacht durch Wärme zum Leben. Und da Ostern das Fest der Auferstehung
Christi und der Überwindung des Todes bedeutet, wurde das schon
vorher vorhandene Brauchtum solcher Feste sicherlich von Anfang an übernommen.
Das Ei wird so Symbol für die Auferstehung und schon sehr früh
mit weiteren Bedeutungen versehen: Mit dieser kurzen Antwort haben wir schon das Wichtigste umrissen. Wer mehr wissen will, muß die Osterei- und Osterbrauchexperten heranziehen. Von Carsten Horn gibt es den lesenswerten Aufsatz "Über den Sinn österlicher Eier", den Sie im Internet unter der Adresse http://ebkdev.framfab.de/opencms/opencms/erzbistum/thema/osterzeit/index.html finden. Ich zitiere Ihnen
als Kostprobe eine Passage: "Das klassische Osterei
oder Paschei (von lat. pascha oder hebr. passah), das schon vor dem
Ost-West-Schisma (1054) in der Ost- und in der West-Kirche am Ostermorgen
als Symbol geschenkt wurde, war ein durch Erhitzen haltbar gemachtes
und dann rotgefärbtes Ei. Es symbolisiert das Grab Jesu. Das Ei
ist hart wie ein Stein, tot, leblos und kalt. Und doch beinhaltet es
das Leben, das durch die Farbe des Blutes ausgedrückt wird. Die
Botschaft des klassischen Ostereis lautet: Christus ist auferstanden
und lebt! Er hat Tod und Grab überwunden. Da rotgefärbte Osterei
symbolisiert die Macht Gottes über den Tod: Wer die Schale durchbricht
wie Frauen am Grab, die den Stein vor der Öffnung wegrollen mussten,
trifft auf das Leben. Die Frauen haben als erste die Erfahrung gemacht,
Christus ist auferstanden. Wer die Eierschalen aufbricht, trifft auf
den köstlichen Inhalt des Eies. Aber es bleibt die Frage:
Warum ist ausgerechnet das Ei Symbol des Grabes Christi? Das hat tatsächlich
mit dem Fasten zu tun. Die - gleichfalls aus symbolischen Gründen
- vierzigtägige Fastenzeit, forderte den Christen auf, "secundam
spiritum" zu leben, also geistig. Wer nicht mehr "secundam
carnem", gemäß dem Fleische lebt, sondern "secundam
spiritum", der verzichtet auch äußerlich auf Fleisch
und Fett. Traditionell aß man in der Fastenzeit kein Fleisch und
kein Fett, im Mittelalter also auch keine Laktizinien, also alles, was
auf Milch basiert wie Butter, Rahm oder Käse. Aber das Ei? Das Ei galt
unseren Ahnen als "flüssiges Fleisch". Deshalb aß
man in der Fastenzeit auch keine Eier. Dadurch entstand ein Problem:
Das Frühjahr ist die "legefreudige" Zeit der Hühner,
Eieranfall und Eierverzehr stehen in keinem günstigen Verhältnis
- und das war für eine Zeit, die keinen Kühlschrank kannte,
ein echtes Problem. Eier konnte man nur für kurze Zeit konservieren
- durch Einlegen oder durch Erhitzen. Unsere Vorfahren lösten ihr
Problem geschickt: Wenn man den Eieranfall bei Hühnern nicht regulieren
konnte, dann aber die Zahl der Hühner und damit schließlich
auch die Zahl der Eier. Vor der Fastenzeit also, wenn man noch fleischlich
leben durfte, mussten deshalb etliche Hühner ihr Leben lassen und
kamen so zu einem Namen: die Fastnachtshühner. Gelegentlich sieht
man sie im Süddeutschen noch an Fastnachtswagen dargestellt, wenn
sie am langen Halse aufgehängt vorgezeigt werden. Ob der norddeutsche
Ulkbarde, der - wenn im deutschen Fernsehen Lustigkeit ausbricht - nicht
fehlen darf, um eine Polonaise anzuführen, sein Huhn, das er unter
dem Arm trägt, als Fastnachtshuhn erkennt, ist nicht bekannt. Aber nicht nur die Fastnachtshühner
stehen in Beziehung zu den Eiern, die in der Fastenzeit anfallen. Die
Fastenzeit-Eier gerieren auch nicht bloß zu Pascheiern, also Schenkeiern,
sondern auch zu Pachteiern. Die Pachteier wurden eingelegt als Soleier
oder frischgehalten in Erde unverziert übergeben. Die Schenkeier
wurden, nachdem sie haltbar gemacht waren, mit unterschiedlichsten Techniken
verziert, wobei sich einzelne Regionen durch spezifische Kunstfertigkeiten
auszeichneten. Vielleicht hat sich in dem schlicht roten Osterei, das
in der griechisch-orthodoxen Kirche nach dem Ostergottesdienst überreicht
wird, eine Urform des österlichen Schenk-Eies erhalten, das heute
nicht mehr wegen seines Symbolgehaltes, sondern nur wegen seiner Form
in allen denkbaren Materialien hergestellt und verzehrt wird. Bemalte
Eier haben die Chinesen schon vor 5.000 Jahren zum Frühlingsanfang
verschenkt. Es war für sie ein Symbol der Fruchtbarkeit, ebenso
wie für die Ägypter und die Germanen. Übersehen wird gerne,
dass das Ei auch im Judentum eine symbolische Rolle spielt. Brezel und
Eier stehen sinnbildlich für den zyklischen und fortdauernden Charakter
des Lebens. Eben deshalb werden sie bei jüdischen 'Trauermahlzeiten
serviert. Zum Seder zu Passah wird ein Teller mit symbolischen Speisen
auf den Tisch gestellt: Kräuter, Gemüse, Nüsse, Äpfel,
Geflügelteile und ein hartgekochtes Ei mit Schale. Das Ei ist ein
Symbol für das vorschriftsmäßige Festopfer der Zeit,
zu der in Jerusalem der Tempel stand. Da Ei symbolisiert verhindertes
Leben und ist damit Zeichen der Trauer. Zugleich ist es Symbol des Lebens
und der Hoffnung, das lehrt, die Hoffnung nicht aufzugeben, selbst wenn
die Realität der Hoffnung zu widersprechen scheint. Die runde Form
drückt die Hoffnung auf Wiederkehr ins Leben aus, wünscht,
dass das neue Jahr "vollständig" sei, nicht von einer
Tragödie unterbrochen. Das Schenken von Eiern zu Ostern durch Christen lässt sich schon in den ersten christlichen Jahrhunderten in Armenien nachweisen. Hier war das Osterei kein Frühlingsopfer, diente nicht als Grund- und Bodenzins und war auch nicht das Ergebnis eines Eierverbotes in der vorösterlichen Fastenzeit. Die christlichen Ostereier symbolisieren das neue, übernatürliche Leben. In Österreich war das rote Osterei bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges die Regel. In der Westkirche setzte das Bemalen von Ostereiern im 12./13. Jahrhundert ein. Neben den roten Eiern traten die Farben grün, blau, gelb, schwarz auf, aber auch silber und gold. Die Eier waren bald nicht nur einfarbig, sondern wurden verziert, besprenkelt, ausgekratzt, beschrieben, beklebt, bemalt, ausgeblasen und gefüllt. Einzelne Landschaften haben unterschiedlichen Ostereierschmuck hervorgebracht. In Russland taucht man gekochte Eier in flüssigen Bienenwachs und legt sie dann in Farbbäder. Andere bemalen die Eier mit flüssigem Wachs und färben sie dann. Mehrere Farbbäder hintereinander bringen Schattierungen und Muster hervor. "Pysanka", die Geschriebene", wird das mit grafischen Mustern in Batiktechnik kunstvoll verzierte Osterei in der Ukraine genannt. Die Pysanky werden durch Ornamente und Figuren mit - früher magischer jetzt - christlicher Bedeutung geschmückt. In Österreich ist es Brauch, gefärbte Eier mit einer in Salzsäure getauchten Stahlfeder zu ätzen. Auf diese Weise lässt sich auf den Eiern zeichnen. Berühmt sind die sorbischen Ostereier, die durch Kratz- und Ätztechniken oder durch Batik entstehen. In Mittel- und Ostdeutschland werden Binsenmark-Eier hergestellt, indem an fadendicke Mark der Binsen in Kringeln und Spiralen auf ausgeblasene Eier klebt. In Mähren stellt man Stroh-Eier her. Durch Einweichen von Strohhalmen, die man aufschlitzt und zu Bändern bügelt, gewinnt man das Material, mit dem man die Eier beklebt. Ausgeblasene oder gekochte Eier werden mit Rechtecken und anderen Mustern beklebt." Der Osterhase ist, wie schon oben erwähnt, eine deutsche Besonderheit. Er kommt aus dem protestantischen Brauchtum und wird erst seit 1682 geschichtlich. Darüber finden Sie mehr im Internet unter der Adresse: http://www.net-lexikon.de/suche/index.html
Geben Sie das Suchwort "Osterhase" ein! Über österliches Brauchtum finden Sie Altes und Neues bei http://www.almdorfammertal.de/ostern.htm
http://www.kirchenweb.at/osterhase/. Nun wünsche ich Ihnen
noch eine schöne vorösterliche Zeit!
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