Kirch
am Eck und drumherum |
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LeserbriefeDer
Krieg im Irak und die Verantwortung der hiesigen Bundestagsabgeordneten. »Ein
Kriegsverbrechen« 1. Der Präventiv-Krieg
gegen den Irak und sein verbrecherisches Regime ist weder mit dem christlichen
Friedensauftrag noch mit dem Völkerrecht und auch nicht mit dem Grundgesetz
der Bundesrepublik vereinbar. Er ist deshalb ein Kriegsverbrechen. 2. Die Verantwortlichen für
diesen Krieg - US-Präsident George W. Bush, Premierminister Tony
Blair von Großbritannien und andere - müssen wir deshalb als
Kriegsverbrecher ansehen und öffentlich anklagen. 3. Das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik
Deutschland darf weder direkt noch indirekt für Aktionen, die mit
diesem Krieg zusammenhängen, in Anspruch genommen werden. Gleiches
gilt für die Streit- und Ordnungskräfte unseres Landes. Sonst
leistet die Bundesrepublik Deutschland Beihilfe zu Kriegsverbrechen. 4. Ich fordere die Verantwortungsträger
der Bundesrepublik Deutschland, besonders Bundeskanzler Gerhard Schröder,
auf, diesem Gesichtspunkt unverzüglich Rechnung zu tragen. Sonst
muss ich die Regierung der Bundesrepublik Deutschland der Beihilfe zu
Kriegsverbrechen öffentlich anklagen. 5. Ich fordere unsere Vertreter/innen,
vor allem die Bundestagsabgeordneten unseres Gebiets, auf, sich durch
Anträge und ein entsprechendes Abstimmungsverhalten dafür einzusetzen,
dass sich unser Land nicht der Beihilfe an Kriegsverbrechen schuldig macht.
Wenn sie das nicht tun, werde ich sie dieser Beihilfe öffentlich
anklagen. 6. Ich bestreite damit weder
den demokratischen Charakter der in dieses Kriegsverbrechen verwickelten
Länder noch die Mitwirkung von humanitären Absichten und berechtigten
Schutzinteressen bei den Entscheidungen. Auch die ethischen Unterschiede
werden damit nicht verwischt. Saddam Hussein ist ein weitaus brutalerer
Kriegsverbrecher als Präsident Bush. Allerdings stehen die USA als
größte Macht der Welt mit demokratischer Legitimation in einer
besonderen Verantwortung, internationale Regeln weltweit einzuhalten.
(...) 7. Als Christ bekenne und als
Pfarrer lehre ich, dass das letzte Urteil über menschliche Taten
Gott zusteht, dass er uns aber auch zum Kampf für den Frieden unter
den Umständen unserer Zeit ermutigt. Ich werde in der Öffentlichkeit
für diese Verpflichtung Gottes zum Frieden eintreten und fordere
andere Christ(inn)en auf, dies auch zu tun. Diese Erklärung ist Teil
dieses Zeugnisses. Frieder Held, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Wankheim und Jettenburg, Wankheim, Hauptstraße 60 Hier
sendet ein Leser das Gedicht eines 18-jährigen Schülers vom
Mössinger Quenstedt-Gymnasium zum Krieg. »Herz
verkrampft sich« Ich sende Ihnen ein Gedicht
zum heutigen Frühlingsanfang. Ein 18-jähriger Schüler vom
Quenstedt-Gymnasium hat es geschrieben. Er nennt es "Decrescendo
ins Mittelalter". Es hat mich angerührt. In diesen Tagen einer
neuen Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für Menschenrechte gegen
Supermächte, Diktaturen und Propaganda erscheinen mir leise Stimmen
besonders glaubwürdig und bedenkenswert zu sein.
Bodo Rahn, Mössingen, Barbelsenstraße 2 »Klare
Willensbekundung« In Deutschland finden, erstmals
seit vielen Jahren wieder, flächendeckend Demonstrationen statt.
Neben den großen, machtvollen Demonstrationen mit zigtausend Teilnehmern
in den Landeshauptstädten gibt es vielfältige und zum Teil sehr
phantasievolle Kundgebungen in vielen kleinen Städten. (...) Erstaunlich und ärgerlich
ist für uns deshalb die Berichterstattung in den Medien, insbesondere
in Funk und Fernsehen, wo immer häufiger so genannte Experten auftreten,
um sich dazu zu äußern, warum jetzt so viele Menschen auf die
Straße gehen. Eine beliebte Erklärung dabei ist, dass es wohl
die Menschen nicht aushielten, einen Krieg tatenlos geschehen zu lassen.
Sie seien durch die Bilder und Berichte stark belastet und müssten
- um dies zu verarbeiten etwas tun - zum Beispiel eben demonstrieren.
Die Teilnahme an Demonstrationen dienten daher lediglich der persönlichen
"Psychohygiene". Dies ist unseres Erachtens
nicht nur eine billige Form von Laienpsychologie, die einen untergeordneten
Aspekt einer komplexen Motivationslage für das Ganze hält, sondern
sie dient auf raffinierte Weise ganz handfesten Interessen. (...) Wir wollen daher für unsere
Personen ausdrücklich klarstellen: wir demonstrieren, weil Krieg
nicht zur anerkannten Form der Konfliktlösung werden darf, weil das
Vorgehen der amerikanischen Regierung und ihrer Verbündeten klar
gegen Völkerrecht verstößt, weil kein Land dieser Erde
das Recht at, die Regierung einer anderen Nation wegen Missliebigkeit
mit dem Tod zu bedrohen (...) Wir gehen auf die Straße,
um klarzumachen, dass wir eine deutsche Beteiligung an diesem Krieg nicht
tolerieren werden. Und wir demonstrieren gegen Gruppierungen in Deutschland,
die diesen Krieg mittragen wollen. Es ist uns eine unerträgliche
Vorstellung, dass Deutschland jetzt an vorderster Front in diesem Krieg
kämpfen würde, wenn die letzte Bundestagswahl eine CDU?Regierung
gebracht hätte und Leute wie Frau Merkel Regierungsverantwortung
trügen. Wir sind als Psychiater/Psychotherapeut
und Pfarrerin durchaus Bewohnt unser Handeln und die Motivation dafür
kritisch zu reflektieren. Und wir erwarten daher, dass die Demonstrationen
von den politisch Verantwortlichen und von den Journalisten nicht "psychologisiert"
werden, sondern als das verstanden werden, was sie sind: eine klare und
eindeutige Willensbekundung mündiger Staatsbürger. Dr. Gerhard und Carola Längle, Tübingen, Steinbruchstraße 6 »Niemals
aber Solidarität« Nachdem die ersten amerikanischen
Kriegsgefangenen im irakischen Fernsehen gezeigt werden, beruft sich Bush
auf die Genfer Konvention: Kriegsgefangene müssen "human"
behandelt werden - sonst handle es sich um ein "Kriegsverbrechen";
zudem dürfen sie nicht der Öffentlichkeit vorgeführt werden.
Das US-Propaganda-Fernsehen dagegen führt schamlos täglich sich
(angeblich) ergebende irakische Soldaten vor - und nachdem er abseits
der UN-Charta Krieg führt, fällt Bush plötzlich wieder
ein weltweit geltendes Recht ein. (...) Aber bleiben wir im Lande.
Kriegspropagandistin Nummer 1, Kanzlerkandidatin Merkel, macht Stimmung
mit Sprüchen, die an Dummheit nicht zu überbieten sind, etwa:
Schröder habe diesen Krieg "wahrscheinlicher und nicht unwahrscheinlicher
gemacht". In gleicher Kampfreihe Schäuble: Wir "stehen
uneingeschränkt an der Seite Amerikas". Grundsätzlich kann
man zwischen Bündnispartnern die Frage stellen: Kompromisslose Vasallentreue
oder Akzeptanz von abweichenden Meinungen? - Für Bush gibt es nur
Ersteres. Und die CDU hat sich entschieden. Sie fordert die "uneingeschränkte
Solidarität" mit den USA - und spricht sich damit offen für
einen Bruch des Völkerrechts, einen Angriffskrieg ohne UN-Mandat
aus (...). Bush spricht sein eigenes Ermächtigungsgesetz
das ihn zu allem legitimiert, und das zudem "zu einem von uns gewählten
Zeitpunkt" (siehe seine Rede vom 18. März). Die US-Medien sind
seit Wochen nicht explizit, aber in der Praxis zunehmend gleichgeschaltet.
"Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich" - mit derartigen
Bibelzitaten bekräftigt Bush seine politische "Mission",
die er zugleich auch als religiöse versteht, und spricht von einem
"göttlichen Auftrag", den er auszuführen habe (in
kaum anderer Lesart: der Allmächtige und ich). Spätestens jetzt
sollten sich speziell in den Köpfen der Deutschen (besonders in jenen
der CDU-"Gläubigen") Erinnerungen an Zeiten regen, in denen
ähnliche Parolen geschwungen wurden. Und die Frage, mit welcher "Macht"
Deutschland hier eigentlich "verbündet" ist. (...) Dieser Krieg muss sofort gestoppt
werden, unter anderem, indem ihn der Weltsicherheitsrat für völkerrechtswidrig
erklärt. Bush und seine engsten Gefolgsleute müssen sich in
Den Haag vor dem Kriegsverbrechertribunal für diesen Angriffskrieg
samt seinen Folgen verantworten. Gabi Brodbeck, Tübingen, Käsenbachstraße 10/2, Initiative "Koalition der Unwilligen" / Writers against War »Der
kleine Bush« Die frühere Bundesjustizministerin
Prof. Däubler-Gmelin kann sich nachträglich bestätigt sehen,
als sie im vergangenen Bundestagswahlkampf gewisse politische Methoden
von Bush in die Nähe von Hitler rückte. Denn dieser Irak-Krieg
ist eindeutig völkerrechtswidrig, da weder ein Selbstverteidigungsfall
noch ein Mandat der Vereinten Nationen vorliegen. Im ersten Golfkrieg
hatte Vater Bush ein solches Mandat der UN erhalten, was der Junior offensichtlich
verdrängt hat. Folglich handelt es sich um
einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Und zumindest eines haben
der kleine Bush und der große Diktator gemeinsam, nämlich eine
unerträgliche Machtarroganz und die Missachtung der Völkergemeinschaften. Friedrich Schäuble, Tübingen,
Untere Hohbergstraße 1 |
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