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Predigt in
St. Michael am 6. März 2011
Predigt zum
9. Sonntag im Jahreskreis "Fasnetsonntag" (Stefan Müller-Guggemos)
Mt 7, 21-27
Volk Gottes, das versammelt
hier,
ein großes Anliegen ist es mir.
Als Bauherr red' ich heut' zu Ihnen,
die Sie sitzen in der Kirche drinnen,
beschützt von einem schönen Dach -
ich hoff' Sie sind schon alle wach -,
wenn vom Bauen ich erzähle
und ausnahmsweis' die Reimform wähle:
Willst ein neues Haus Du bauen,
solltest Du dem Grund vertrauen.
Erst kommen Bagger - meist auf Ketten,
viel Grün ist dann oft nichts zu retten.
Die heben dann die Grube aus,
denn 'nen Keller braucht ein gutes Haus.
Ist es dann noch schwieriges Gelände,
braucht es Ingenieurskunst, sonst ist Ende.
Sonst rutscht der Boden unter dem Gewicht -
da hilft auch ne Diät der Bewohner nicht.
Die Folgen gar nicht auszudenken-
das Schicksal gilt es nun zu lenken.
Also rollen schwere Bohrer an,
bohren Löcher rein und dann,
das gehört zum guten Ton,
das Ganze mit recht viel Beton,
und Stahl gefüllt bis oben hin -
hoffentlich ist kein Mafioso drin.
Ist diese Gründung dann geschafft,
dann braucht es weiter Geist und Kraft,
den Rest vom Hause zu errichten -
gilt's Badkacheln und Tapeten sichten.
Die Räume sind geplant, gezeichnet,
damit sich's Haus fürs wohnen "eichnet"
Schon wachsen Wände hoch empor.
Fehlt da noch ein Garagentor?
Und schließlich kommt der Zimmermann,
- Jesus hätte seine Freude dran.
Der setzt den Dachstuhl oben drauf.
Dann folgen Ziegel nun zu hauf,
das Dach, das gilt es nun zu decken,
bis hinein in die kleinsten Ecken.
Sonst regnet es hinein ins Haus -
nass würd' man wie ne Kirchenmaus.
Nun wird sich zeigen ob der Grund,
nun trägt das Haus, die Menschen und den Hund,
ob die Rechnung stimmt vom Statiker,
sonst wird der Bauherr zum Choleriker.
Denn, wenn gebaut bei schönem Wetter,
ist' s bei Regen drinnen umso netter.
Erst nun jedoch wird sich zeigen,
ob sich dann die Wände neigen,
wie dereinst dort in Palästina
- Jesus schließlich lebte da -,
wo in den großen Trockenheiten,
die Böden sich nicht unterscheiden.
Steinhart gebacken ist der Sand
und mutet an wie festes Land.
Doch mit dem Regen kommt das Wasser,
und der Boden wird immer nasser,
schließlich sackt das ganze ein
und der Hausherr schreit oh nein.
Ist der Boden wirklich hart,
sozusagen zu Fels erstarrt,
kann der Regen dem Haus nichts tun,
und die Bewohner können friedlich ruhn.
Dies Bild erzählt im Evangelium heute,
das ich in dieser Predigt deute,
soll ein Sinnbild für die Kirche sein
und das eigene Leben, noch so klein.
Die Frage: Was ist unser Fundament?
Etwas, dass ein jeder kennt?
Was ist es, worauf wir bauen,
wenn wir auf unser Leben schauen?
Was lässt uns denn heute handeln,
wenn wir nun hier durchs Leben wandeln?
Der Bauplan vom Reiche Gottes
ist Gegenstand des Wortes,
das wir im Evangelium hören,
es will wecken und verstören,
will den Blick uns sicher lenken,
dass wir im Sinn der Botschaft denken.
Gesetze nicht nur stur erfüllen,
sie mit Geist auch stets befüllen.
Es ist nicht der Buchstabe der zählt,
denn ohne Sinn, er Menschen quält.
Eines kann uns sehr erquicken:
mit Liebe in die Welt zu blicken.
Da heißt es nicht: Nur so ist's richtig!
Die Frage lautet: Was ist wichtig?
Die Welt im Jetzt heißt's zu gestalten,
nicht nur ums ew'ge Leben zu erhalten.
Die Bergpredigt gibt dem ganzen Sinn;
sie führt den Mensch zum Glauben hin.
Der Glaube zum Handeln ihn begabt,
der Glaube den Menschen hier und jetzt erlabt.
Gesetze gibt's nicht, um andere zu gängeln,
sondern sie helfen bei den eigenen Mängeln,
sich auf die Spur zu kommen,
und nicht, wie die besonders Frommen,
um sie andern vor zu halten!
Es geht drum sinnvoll zu verwalten,
was uns durch Tradition geben,
um voran zu kommen in unserem Leben.
Der Glaube also ist das Fundament,
das unsere Gemeinde kennt.
Der Felsen auf den wir alle bauen,
wenn wir fest auf Gott vertrauen. [Pause]
Der Anspruch hier scheint furchtbar
groß,
in manchem Hals steckt da ein Klos.
Die Frage drängt da echt:
Wird mein Glaube dem gerecht?
Ein Beispiel an dem die Bibel misst,
Die Figur vom Heilgen Petrus ist.
Der Fels, Jesus ihn hier nennt,
ein jeder die Geschichte kennt,
steht im See nicht wirklich felsenfest,
an Karfreitag, Ostern und dem Rest,
es war nicht immer alles klar,
bei dem, der Jesu Jünger war.
Sein Weg war meist, wie unserer krumm,
doch immer wieder dreht er um,
sich an der Botschaft auszurichten
ganz ohne Angst, mit nichten.
Die frohe Botschaft aber will befreien,
so kann das Leben dann gedeihen.
Das Bild wird damit bunter,
und bricht die Geschichte etwas runter.
Das Fundament ist damit äußerst wichtig -
für halt und so, das ist ja Richtig -,
doch das Gebäude das drauf steht,
aus Selbstzweck sicher nicht besteht.
Zum Leben ist es ja geschaffen -
kein Käfig, wie für die drei Affen.
Wir dürfen sinnvoll es gestalten,
nicht einfach so auf Ewigkeit verwalten.
Die Botschaft Jesu muss man spüren
und dazu braucht es offne Türen.
Ein Haus, das Kirche heißt, lädt ein,
es besteht nun mal nicht für sich allein.
Es steht mitten in die Stadt gestellt
und so gehört es mit zur Welt,
die sich um uns herum verändert,
und es reicht nicht, dass man d'rüber stänkert.
Nun heißt's glaubhaft sein und agieren
und nicht andere vorzuführen.
Sich auch zu bewegen,
diesen Themen Raum zu geben,
die, die nun einmal angesprochen,
und nie gleich war'n in den Epochen:
Zölibat und Frauenpriestertum,
Ökumene, Abendmahl und Rom.
Den Menschen dienen und nicht nur den Plänen,
sich im Sinne des Reiches Gottes wähnen!
Das Gebäude ist in die Jahr' gekommen,
Das Fundament ist für manche nur verschwommen,
unter all dem Schutt nur zu erkennen,
vielleicht muss man sich nun doch trennen,
von manchem was nun nicht mehr stimmt,
womit man niemand mehr gewinnt.
Das Evangelium zu leben und verkünden,
bevor sie alle voll verschwinden.
Nicht nur die Farbe gilt es anzupassen,
die hier und da droht zu verblassen.
Vielleicht ist Zeit für Neubaupläne,
bevor ich diese nicht erwähne.
Das Fundament das trägt,
Doch ist es bald zu spät,
wenn wir die Kirche kriegen nicht in Schuss,
weil sich etwas ändern muss.
Wir müssen Kirche heut' begreifbar machen,
und dabei hin und wieder lachen,
um Glaube, Hoffnung, Liebe Raum zu geben
und einfach Jesu Botschaft leben,
die uns ein Fundament will sein,
für unser Leben sei's noch so klein.
Amen
Stefan Müller-Guggemos
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