Predigten
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... auferweckt zu einem Leben
gegen den Tod Ostergedanken über das Wort AUFERWECKUNG 31.3.2002 in St. Michael und St. Pankratius Tübingen Da Sie heute Morgen - in
(aller) Frühe - den Weg hierher gefunden haben, ste-hen Sie kaum
im Verdacht zu den verschlafenen Zeitgenossen zu gehören. Die liegen
nämlich derzeit noch im Bett, reiben sich schlaftrunken die Augen
und versuchen dem Sonntag, dem Osterfest das abzuringen, wonach ihnen
der Sinn steht: länger auszuschlafen als am Arbeitstag, einen Ausflug
ins Grüne, ein gemütliches Frühstück im Kreise der
Familie. Die Auferweckung - so sagt
Paulus im Grunde stets, wenn wer vom neuen Leben Jesu spricht - ist
eine Aktivität Gottes, ein machtvolles Handeln, keine harmlose
Erscheinung. Die Evangelisten beschreiben diese Aktivität als Erdbeben,
als Engelserscheinung, als weggewälzten Stein, als zu Boden fallende
Wächter. Keiner, der tatsächlich beteiligt ist, bleibt wie
er zuvor war. Es gäbe so viele Möglichkeiten, meine Beobachtungen fortzusetzen; und Sie, liebe Schwestern, liebe Brüder, können mühelos Ihre Erfahrungen einreihen. Der Tod ist allgegenwärtig. Aber: Wir sind nicht machtlos gegen ihn! Das wissen wir geradeso. Und die Tatsache, daß wir ihn wahrnehmen, seine Logik er-kennen, daß wir über ihn sprechen, ist bereits der erste wichtige Schritt im Kampf gegen ihn. Dazu bedarf es der Wachheit, die ich für eine, wenn nicht die österliche Tugend überhaupt halte. Ostern will uns dazu bewegen aufzuwachen. Wenn Gott seinen Sohn auferweckt hat, und dieser Vorgang in meinem, in unse-rem Leben eine Bedeutung hat, dann hat er auch uns auferweckt, hat uns wach gemacht. Unsere Lebenskraft muß dagegen ankämpfen vor uns hinzudösen, Langweiler zu sein und Schlafmützen. Die Auferweckung Jesu ist Antrieb, als wacher, aufmerksamer Zeitgenosse durchs Leben zu gehen. Die dazu gehörenden Konsequenzen sind schnell benannt, aber sie erfordern schon unsere Konzentration ganz. Was muß einer tun, der österlich wach durchs Leben geht? 1. Wissen, was in unserer Welt vor sich geht 2. nicht in den Tag hinein leben; aufmerksam sein - für gutes Neues, für schädliche Veränderungen 3. sich unterscheidbar machen; als Christ nicht alles mitmachen 4. Hand anlegen, wo es darauf ankommt, aus dem Augenblick heraus 5. persönliches Profil zeigen; wissen, was ich will; eindeutige Prioritäten setzen Liebe Brüder und Schwestern,
daß wir miteinander Ostern feiern, mag eine Frage der Gewohnheit
sein. Diese ist dann begründet und gut, wenn die Wachheit, die
diesem Fest zugrunde liegt, sich überträgt auf unsere gesamte
Einstellung dem Leben gegenüber. |