Predigten
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Bekenntnis zur LiebeAnsprache
über Joh 21,15-19 am Hochfest Peter und Paul
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Liebe Schwestern und Brüder, indem der Evangelist Johannes die Frage nach der Liebe des Petrus so pointiert an den Schluß seiner Frohbotschaft gesetzt hat, will er die Grundlage der ganzen Bewegung, die als junge Kirche im Entstehen begriffen ist, in Frage stellen, zumindest einer kritischen Prüfung unterziehen. Petrus als Fürst der Apostel wird nur stellvertretend auf den Prüfstand gestellt, in Stellvertretung für all die anderen Jünger, für die Gemeinden, die das Evangelium hören, damals wie heute. Es ist eine bedrängende Prüfung, der er unterzogen wird; eine, die ans Eingemachte der eigenen Person geht, die in ihrer Beharrlichkeit beinahe demütigend ist. Petrus muß die dreimalige Wiederholung der Frage als einen Mißtrauensbeweis verstehen; er muß traurig werden. Die Liebe scheint sehr, sehr wichtig zu sein! So wichtig, daß bei ihrer Überprüfung der Kern der ganzen Person erreicht werden muß - im übertragenen Sinne also der Kern der Kirche. Damit sind wir bei einer
sehr alten Unterscheidung, nämlich der zwischen einer Kirche des
Rechts/der Gesetze oder einer Liebeskirche? Und wir sind im selben Augenblick
bei der Realität dieser, unserer Kirche, in der wir leben und uns
als Gemeinde bewegen. In ihr zeigt sich die häufig unversöhnte
Polarität von Gesetz und Liebe nicht selten überdeutlich.
Die allerdings nicht leicht und schon gar nicht hier und heute zu beantwortenden
Alternativen stellen sich z.B. wie folgt: Liebe Schwestern und Brüder,
langsam dämmert mir - und hoffentlich auch Ihnen - die Berechtigung
der Liebes-Frage Jesu. Es ist eine Liebe, die Johannes in seinen Schriften
an verschiedenen Stellen betont hat als die wesensmäßig entscheidende
Regung des Menschen im Verhältnis zu seinem Gott. Keine andere
Weise der Verehrung, des Gottesdienstes sei angemessener als jene der
Liebe. Wer Jesus liebt, der glaubt. Auf diese Kurzformel könnten
wir die Theologie des Johannes bringen. Und Petrus, dem viel anvertraut
wird, muß sich die Frage gefallen lassen: nicht nur einmal, sondern
dreimal; nicht bloß einmal im Leben, sondern jeden Tag aufs neue.
In Wirklichkeit jedoch verbirgt sich kein Mißtrauen dahinter,
sondern die Sorge Jesu, seine Jünger, seine Kirche könnte
auf falsche Wege geraten, um ihren Bestand zu sichern. Auf den Weg des
Gesetzes oder der Macht, der allzu weltlichen Einflußnahme oder
der materiellen Überzeugung. Wohin das führt, das hat Jesus
im Laufe der Kirchengeschichte oft genug erleben müssen: Beispielsweise
zu Ämterkauf in der Kirche, zur vordringlichen Sorge um das persönliche
Seelenheil, zu egoistischen Einflußnahmen und dogmatischen Verhärtungen,
auch zu moralischer Enge. |
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