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Predigt
am
11./12.10.2003 in St. Michael
Geiz ist geil!
So propagiert die Werbung eines Videospiel-Herstellers lauthals
Geiz ist geil!
Ob der junge Mann, der da
eben traurig von Jesus weggegangen ist, mit diesem Slogan mehr anfangen
hätte können?
Denn die Antwort, die er von Jesus bekommen hat, scheint ihn nicht sehr
erfreut zu haben.
Er scheint auf etwas anderes gehofft zu haben.
Und die Sehnsucht, die ihn ganz offensichtlich umtreibt, ist ja auch
deutlich zu spüren.
Die bloße Gesetzeserfüllung, die Jesus ihm aufträgt,
erfüllt sein Leben nicht.
Das zeigt seine 2. Frage.
Denn das Gespräch hätte ja nach Jesu erster Antwort schon
zu Ende sein können - der Mann wollte wissen, was es für das
ewige Leben braucht - Jesus sagt es ihm - fertig.
Aber er will anscheinend mehr.
Nur das, was Jesus ihm dann anbietet, ist ihm zu viel; alles hergeben?
Alles aufgeben? Nein!
Aber womit hat er gerechnet? Was hätte er sich als Antwort wohl
gewünscht?
In welche Richtung zielte seine Sehnsucht? Was hat er erwartet?
Und wenn Sie mal versuchen, sich in diesen jungen Mann hineinzuversetzen.
Wie hätten Sie reagiert? Bzw. wie reagieren Sie?
Denn galt diese Aufforderung
nur damals? Sagt Jesus das nur zu diesem einen Mann? Meint er damit
nicht auch mich und Sie?
Und wie ist das hier und heute bei uns: Reicht es, ein wenig von dem
vielen, abzugeben und ansonsten ein eher angenehmes Leben zu führen,
trotz allem?
Also ich war in diesem Jahr schon im Urlaub. Und ein Auto hab ich auch.
Und auf saubere und gute Kleidung lege ich schon wert. Meint Jesus nur
den jungen Mann?
Aber ich denke, es geht nicht
nur um die Frage nach Reichtum und Armut. Die Frage, die hinter all
dem steht, ist doch: Was bin ich bereit für meinen Glauben zu investieren?
Und wenn Ihnen das Wort "Glaube" noch zu abstrakt ist, kann
ich es auch ganz persönlich formulieren: Wie viel bin ICH bereit,
für meine ganz persönliche Beziehung zu Jesus zu geben? Einen
Kirchenbesuch in der Woche? Mehr? Eine Spende an einen guten Zweck zu
Weihnachten? Weniger? Eine stille Zeit am Tag? Weniger? Mehr?
Ich weiß die Antwort
auch nicht.
Es ist eine Frage an jeden ganz persönlich - richtig oder falsch
gibt es nur für jeden von uns selber.
Was ist mir meine Jesus-Beziehung wert?
Genauso wenig wie es darauf eine allgemeine Antwort gibt, gibt es wohl
auch keine fertige. Ich denke, das ändert sich im Laufe eines Lebens
immer wieder; z.B. hat mich als Jugendliche diese Geschichte immer wieder
total aufgewühlt; ich habe mir in meiner idealistischen Sichtweise
einen völlig alternativen Lebensstil vorgenommen - wirklich alles
loslassen.
Aber solch eine Entscheidung
braucht nicht nur eine gewisse Reife, sie braucht oftmals auch ein wenig
Zeit - nur aus dem hohlen Bauch heraus geht es auch nicht.
Und so wissen wir ja auch nicht, ob der Jüngling aus der Geschichte
wiederkam. Im Moment ging er traurig weg, wollte er nicht in Jesu radikale
Nachfolge treten.
Vielleicht hat er es sich noch anders überlegt.
Vielleicht hat er den Sprung ins kalte Wasser doch noch gewagt.
Vielleicht, vielleicht, wir wissen es nicht, es bleibt Spekulation.
Aber immerhin wurde ihm etwas
zuteil, was ihm bei seiner Entscheidung geholfen haben könnte und
wonach ich mich sehr sehne.
Er hat den liebenden Blick eines Menschen erfahren dürfen.
Und nicht nur irgend eines Menschen, sondern von Jesus selber.
Immerhin ein attraktives Gegenangebot, das Jesus da macht - "ich
kann dir keine Probleme ersparen, ich verspreche kein Leben in Saus
und Braus, aber ich biete dir meine Freundschaft an und eine Gemeinschaft
von Menschen, die dieselbe Vision vor Augen haben!"
Vielleicht hat der Jüngling später dann - zu Hause gemerkt,
was ihm wirklich wichtig ist, wonach er sein Leben ausrichten will,
er hatte 2 Möglichkeiten:
- Weiterhin die Gebote achten, aber auch den Reichtum behalten und die
Hoffnung auf das ewige Leben, denn die wird ihm ja nicht abgesprochen
oder
- schon jetzt alles loslassen, Jesus nachfolgen und schon jetzt im Reich
Gottes, in ganz inniger Beziehung zu Jesus leben, mit einer neuen, inneren
Freiheit und in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten.
Es bleibt die Entscheidung
eines jeden einzelnen;
und wenn ich ganz ehrlich bin, dann bin ich auf diesen jungen Mann fast
neidisch; weil er das Glück hatte, so einen innigen und intensiven
Moment mit Jesus zu erleben; das kann die persönliche Entscheidung
zumindest beeinflussen;
"und als er ihn ansah, gewann er ihn lieb - wie es im griechischen
Text wörtlich heißt, so etwas intimes wird sonst im Evangelium
nie wieder erzählt.
Und
auch Jesu Reaktion zeigt ihn auf sehr emotionale Weise - er ist traurig,
dass der junge Mann noch nicht fähig ist, loszulassen; er hätte
sich eine Freundschaft mit ihm wohl gut vorstellen können
und entsprechend radikal fällt auch sein Urteil über die Reichen
im Reich Gottes aus - die Reichen im Reich Gottes ... reich und Reich,
dieselben Worte für zwei unterschiedliche Be-Reiche.
Für welchen entscheiden Sie sich?
Fürbitten
Herr, unser Leben ist geprägt
von Entscheidungen. Oft ist es aber gar nicht leicht zu erkennen, welches
die richtige Entscheidung ist. So bitten wir dich um deinen Beistand:
- für alle Jugendlichen, die sich für eine weiterführende
Schule, für einen Beruf, für ein Studium entscheiden müssen.
Steh du ihnen bei.
Christus, höre uns.
Alle: Christus, erhöre uns.
- für alle, die in einer Sackgasse stecken und den Mut für
die Entscheidung zum Umkehren noch nicht haben. Steh du ihnen bei.
Christus, höre uns.
Alle: Christus, erhöre uns.
- für alle, die für andere Entscheidungen treffen müssen,
weil diese es nicht alleine können. Steh du ihnen bei.
Christus, höre uns.
Alle: Christus, erhöre uns.
- für alle, die sich um Entscheidungen herumdrücken. Steh
du ihnen bei.
Christus, höre uns.
Alle: Christus, erhöre uns.
- für alle, die sich für dich entschieden haben und immer
wieder aufs neue versuchen, diese Entscheidung im Alltag zu leben. Steh
du ihnen bei.
Christus, höre uns.
Alle: Christus, erhöre uns.
Denn Jesus, dein Sohn, kam
in diese Welt, um für uns der Weg zu sein, auf dem wir uns orientieren
können. Darüber sind wir dankbar und wir loben dich, Vater,
in Ewigkeit. AMEN
Einführung
Jesus schaut uns an
Jeden einzelnen von uns
Er nimmt uns als Person wahr
So wie wir sind
Das erfahren wir heute im Gottesdienst wieder ganz deutlich, liebe Gemeinde
und dazu begrüßen wir Sie auch herzlich
Und Jesus bietet sich uns an
Er will uns Freund sein
Doch er drängt niemand in die Gemeinschaft mit sich
Sie sind jetzt hierher gekommen, um gemeinsam Jesu Leben, seinen Tod
und seine Auferstehung zu feiern
Sie suchen die Gemeinschaft mit ihm und untereinander
Das ist ein Grund zur Freude
Und deshalb können wir alle uns am Beginn dieser Feier in ein paar
Augenblicken anschauen lassen, von Jesus, unserem Freund und Bruder,
mit einem Blick voller Liebe und Zuneigung
Genießen wir diese Begegnung in Stille, jeder für sich und
stimmen wir dann gemeinsam ein in das Kyrie
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