Predigten
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Predigt zum Tag des Flüchtlings am 22. September 2001 in der Kirch am Eck Predigt zu Lk 17, 5-6 »Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten.« Liebe Gemeinde! In diesem uralten Glaubensbekenntnis ist sie zusammengefaßt: die Flüchtlingsgeschichte des Gottesvolkes. Sie zieht sich durch die ganze Bibel durch, vom ersten bis zum letzten Buch. Hier beginnt sie mit Abraham, dem umherirrende Aramäer, der seine Heimat verläßt, seine Verwandtschaft und seines Vaters haus. Er weiß nicht, wohin Gottes Weg ihn führen wird. Aber er macht sich auf, und erfährt, was bedeutet ein Fremder zu sein. Z.B: in Ägypten als der Pharao seine Frau haben will und sie sich einfach nimmt, als sei sie sein Eigentum Abraham wußte aber auch, wie notwendig es war, Fremde zuvorkommend zu behandeln. Oft genug ein Fremder war. Er wußte, es ist ein Risiko, Fremde abzuweisen, denn Fremde können sich auch schnell als Engel entpuppen. Denken wir nur an seine Begegnung im mamre mit den drei Männern, die ihm die Geburt seines Sohnes Isaak verhießen. Abraham ist zum gemeinsamen Stammvater der drei großen Religionen geworden: Welch eine Chance: Alle drei Religionen kennen so den Schutz der Fremden als ein Grundprinzip. Angefangen bei Adam und Eva im ersten Buch Mose bis zur Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel: Adam und Eva, herausgetrieben aus dem Paradies, dem Urbild von Heimat, wo noch niemand war, und die jedem in die Kindheit scheint: das Paradies als Ort der Geborgenheit und Sicherheit, wo einem die Früchte direkt in den Mund wachsen und in dem die Ängste vor dem morgigen Tag unbekannt sind. Aus diesem Paradies werden Adam und Eva vertrieben, unterwegs auf der Suche nach dem Acker, den sie im Schweiße ihres Angesichts bearbeiten können, um Brot zu essen. Im letzten Buch der Bibel hat Johannes, der Seher, Gefangen von den römischen Machthabern auf der Insel Patmos, eine Vision von einem paradiesischen Ort, die jeder Flüchtling teilen wird
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