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Konfrontation
und neues Leben
3. Fastenpredigt
15.3.2009 19.00 Uhr St. Michael Tübingen
(Thomas Steiger)
Vorzubereiten:
Liederbücher UNTERWEGS
Verkabelung Fr. Schmidt
Spot in der ersten Bank
Prediger und Künstlerin sitzen nebeneinander in der ersten Reihe
Ablauf
Musikalisches Vorspiel
Bild-Deutung I
Düßel, Identität
Lied U 94,1-6 V/A
Gebet
Schriftlesung Apg 9,1-9
mit Orgelspiel und Orgel-Coda
Bildbetrachtung in Stille (Licht aus, nur Spot!)
Auslegung zu Apg 9
Psalm 116 U 225 V/A
Rilke, Brief an Kappus
Bild-Deutung II
Orgelimprovisation
Fürbittgebet
Vaterunser
Lied U 43,1-3
Bild-Deutung III
Rilke, In meinem wilden Herzen
Lied U 28,1-4
Segen und Entlassung
Musikalisches Nachspiel
Die Bekehrung des Saulus
Saulus wütete immer noch
mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn.
Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen
in Damaskus, um die Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen,
die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen.
Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es,
dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte
zu Boden
und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte:
Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Er antwortete:
Wer bist du, Herr?
Dieser sagte:
Ich bin Jesus, den du verfolgst.
Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun
sollst.
Seine Begleiter standen sprachlos da;
sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand.
Saulus erhob sich vom Boden.
Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts.
Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein.
Und er war drei Tage blind und er aß nicht und trank nicht.
Bild-Deutung I
Wie verstehe ich mein Leben?
Da sind Kreise, in mir und in anderen. Ich begegne ihnen. Sie erzählen
von den Läufen meines Lebens, von Wiederholung und Langeweile, von
Unvermögen und Sehnsucht. Die Kreise sind wie die Bewegungen meiner
Existenz, die nach Erfüllung strebt und nach Sinn. Aber dieser Sinn
entsteht, ich mache ihn nicht. Er wird in mir und mit den anderen, mit
meiner Welt. Ich Teil des Kosmos und: göttliches Ebenbild.
Mein Kreisen hat es nicht leicht. Ich bin gezeichnet von den Widerständen.
Sie unterdrücken meine Suche, verhindern mein Streben.
Dahinter das Hell, davor das Dunkel, dazwischen Ich. Und die Welt.
Formen und Farben davon
leben die Bilder von Elena Schmidt. Das ist nichts
Ungewöhnliches; es gehört zum Repertoire des Malers. Bei Elena
Schmidt liegt der Schlüssel in der Reduktion. Von allem wenig: Die
Farben haben eine geringe Amplitude, die sich um einen natürlichen
Braunton rankt. Die Formen beschränken sich auf Kreise und Quadrate.
Das ergibt sich automatisch durch ihre Arbeitsweise und das Material,
das sie verwendet. Sie arbeitet nämlich nur mit Teebeuteln und -filtern.
Und zwar mit benützten. Das betont die Künstlerin immer wieder,
weil es ihr wichtig ist. Es ist sozusagen der Haltungshintergrund für
ihre Kunst.
Reduktion bedeutet zugleich Konzentration. Beim Betrachten von Elena Schmidts
Bildern sind wir nicht abgelenkt durch Äußeres, durch sekundäre
Interessen. Es ist beinahe so, als würden einen die Bilder selbstverständlich
in ein inneres Bewußtsein hinein ziehen. Ein Innenleben entbirgt
sich und bleibt doch zugleich schüchtern und fremd.
Eine Wand aus Quadern, eine
Mauer. Ein Loch darin, eine Hürde, die überstiegen werden kann.
Dahinter Licht, Helligkeit, gleisend, absolut. Und in der übermäßigen
Helligkeit schweben Kreise, die sich in Gruppen zusammen fügen, sich
überschneiden. Dort wird das Leben dichter, fester, eindeutiger.
Der Rahmen des Bildes reicht nicht aus, um die Realität zu erfassen.
Die Blasen schießen darüber hinaus, ragen in die Weite, in
den Raum, der der endlichen Kontrolle entzogen ist.
Manche der Kreise sind hell,
beinahe weiß; aber nur beinahe. Vom farblosen Hintergrund heben
sie sich ab; sie lassen eine Plastizität ahnen, die aufbrechen will.
Ob das Leben in ihnen abgestorben ist und wieder ans Licht drängt?
Wie schön wäre es, seine natürliche Farbe zu behalten:
das warme Braun, das sanfte Grün, das helle Gelb, das betörende
Violett. Abwehr und Blüte liefern sich einen Kampf, der das ganze
Leben bestimmt.
Auslegung Apg 9,1-9: Wie verstehe
ich mein Leben?
Die Berufungsvision des Paulus
ist eine der biblischen Episoden, die an Dramatik kaum zu überbieten
sind. Einer, der sich seiner Sache absolut sicher war, der sich dem Kampf
gegen die neue Sekte der Christianer verschrieben hatte, weiß auf
einmal gar nicht mehr, warum sein Leben bislang so war, wie es war: Was
war mir wichtig? Woran hatte ich Interesse? Auf wen hörte ich? Was
trieb mich an? Und an welcher Botschaft richtete ich mein Denken und Sprechen
aus? Das ist auf einmal seltsam belanglos und vergessen. Es ist gerade
so, als ob das Bisherige keinen Wert mehr hätte, dies aber gar nicht
besonders schlimm wäre. Es entsteht kein Vakuum. Paulus stürzt
zwar zu Boden, er fällt aber nicht ins Nichts. Sondern er ist eingehüllt
in ein Licht. Lukas, der Verfasser der Apg, spricht von einem Licht
vom Himmel, das ihn umstrahlte plötzlich.
Zweifellos ist dies der entscheidende
Moment der ganzen Szene, den wir uns existentiell bewegender nicht vorstellen
könnten. Paulus verliert die Orientierung, seinen sicheren Stand,
seine Erhabenheit, sein Bewußtsein, sein Augenlicht. Paulus verliert
all das, was uns normalerweise in der Welt verankert. Paulus weiß
nicht mehr, was gilt, was für ihn stimmt. Seine Daseinsgrundlage,
die Relationen ihrer Deutung, sein Lebensinn fallen in sich zusammen wie
ein Kartenhaus. Er liegt am Boden. Aber er ist nicht tot, und das Geschehene
bedeutet nicht das Ende. Er spürt, ja, er weiß, daß es
in all dieser Konfrontation etwas gibt, das ihn eigenartigerweise bewahrt
so, als wollte es ihm etwas noch Größeres zeigen, einen
neuen Reichtum.
Das Licht vor Damaskus muß
demnach für Paulus etwas Reines gewesen sein, etwas, das alles Bisherige
in einem neuen Licht erscheinen läßt. Eine Erleuchtung! Aber
ob dieses Widerfahrnis nur und von Anfang an angenehm war? Kaum.
Ich vermute, keiner von uns wird ein ähnliches Erlebnis kennen wie
Paulus. Natürlich, die bescheidenen Wegmarken gibt es bei jedem von
uns, und schon die sind bisweilen aufregend und herausfordernd genug:
welche Schule, welcher Partner, welcher Beruf, welche Religion, welche
Kunstrichtung, welcher Malstil, welche Theologie. Darum ringen wir oft
wochen- und monatelang, und hadern hinterher weiter damit. Es fällt
uns nicht leicht, die Grundrichtung unseres Daseins neu zu justieren.
Und wie ist es mit den großen Konfrontationen? Es gibt sie sehr
wohl die Erkenntnisse, die mich aus der Bahn werfen. Daß ich erst
durch die Liebe eines anderen Menschen zu dem werde, den Gott sich vorgestellt
hat. Daß die Konfrontation mit dem Kreuz Jesu mich größer
macht, mein Leben weiter. Und wenn es gelingt, dann sind es eben jene
Ereignisse, die mich anschließend sicherer machen, mein Leben bewußter
zu gestalten, selbstbewußter, licht voller und leichter.
Paulus liegt im Licht am Boden.
Er versteht nichts. Er ist verwirrt und will eine Beziehung zu seiner
unerwarteten Gegenwart aufbauen. Was ist das für ein Licht? Nach
dem Schauen kommt das Hören. Eine Stimme ruft seinen Namen; aus dem
Off gewissermaßen. Saul, Saul, zweimal, und dann die Frage
aller Fragen, die sein Lebenskonzept über den Haufen wirft: warum
verfolgst du mich? Was soll er dazu sagen? Wir tun, was wir tun, weil
es uns schlüssig erscheint, weil wir der geworden sind, der wir sind,
wir fragen uns nicht ständig nach dem Sinn unseres Lebens. Wir nehmen
an, daß das, was wir tun, gut ist, daß unsere Prämissen
stimmen
und unsere Prioritäten überzeugen. Weit gefehlt, erfährt
Paulus. Es gibt keine überzeitlichen Plausibilitäten. Es gibt
nur das Heute, dem Augenblick, den Kairos. Und in ihm muß alles
sich bewähren, was ich bin. Dem Licht standzuhalten, das ist die
Herausforderung, der Paulus sich ausgesetzt sieht. Apostel kann er sich
nennen, weil er es subjektiv geschafft. Jesus-Jünger wird er, der
seinen neuen Herrn nie leibhaftig sah, weil er dem Licht Raum gibt, und
sich von ihm führen läßt, zu neuem Leben.
Ein solcher Aufbruch ist kein
Spaziergang. Weil Paulus zunächst gar nichts versteht, antwortet
er gute jüdische Tradition mit einer Gegenfrage: Wer
bist du, Herr? Bereits jetzt erahnt er etwas von der Kraft des Lichtes.
Es ist wohl nicht nur irgendeine Erscheinung, sondern etwas, daß
des Menschen Vernunft übersteigt, etwas Göttliches. Was
sich ihm da konfrontiert dringt vor in den Kern seines Wesens und umfängt
zugleich den ganzen Kosmos, den er kennt. Drei Tage wird es dauern, bis
Paulus neu ist, ein Neugeborener, ein neuer Mensch, bis das neue Leben
langsam in ihm Raum greift. Und noch länger wird es dauern, bis er
die Spur seiner neuen Bestimmung erkennt.
Vielleicht ist die Frage erlaubt,
was mit dem bisherigen Saulus geschah. Kann man denn sein Leben so mir
nichts dir nichts auswechseln? Das kommt uns unmöglich vor. Wir sind
Menschen des Prozesses und der Kontinuität. Die Apg dagegen erzählt
von einem Wunder, dem Wunder, das mich wie Paulus auf die rechte Spur
bringen will, wenn ich mich dem Licht Gottes aussetze.
Bild-Deutung II
Mein Leben ist Konfrontation.
Natürlich: Ich kann mich in mein Schneckenhaus zurück ziehen,
kann den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, kann mich zur Monade
stilisieren. Es gibt nur mich und meine kleine Welt; das genügt.
Aber lebe ich dann wirklich?
Kreise und Quader treten in Konkurrenz zueinander. Die Konfrontation liegt
auf der Hand. Wer wird gewinnen? Der ewige Tod, das ewige Leben
und ich dazwischen. Gott und Mensch woran habe ich Anteil?
Die Wand des alten Menschen ist dunkel und stark; aber sie ist nicht unüberwindlich.
Ich habe eine Ahnung davon, daß sich hinter ihr auch Leben verbirgt.
Es könnte größer sein als das Bisherige. Allerdings müßte
ich mich überwinden, müßte Gott mich überwinden.
Es ist beileibe nicht so, als ob es dazu keine Ansätze gäbe.
Der eine Kreis leuchtet so schön, so farbenfroh, so echt und authentisch.
Bin das auch ich? Kann das Licht Gottes mich so strahlen lassen?
Bild-Deutung III
Am Ende steht die Ekstase.
Ein Bild deutet meine Wirklichkeit neu. Das sind zwei, die sich nicht
kennen der Künstler und ich, Paulus und der Herr. Wir können
verschmelzen, können uns hingeben. Wir können die Konfrontation
suchen, weil wir ihr das Unmögliche zutrauen neues Leben!
Rainer Maria Rilke
An Franz Xaver Kappus
Borgeby gård, Flädie, Schweden, am 12. August 1904
Mein lieber Herr Kappus,
Ich will wieder eine Weile
zu Ihnen reden, lieber Herr Kappus, obwohl ich fast nichts sagen kann,
was hilfreich ist, kaum etwas Nützliches. Sie haben viele und große
Traurigkeiten gehabt, die vorübergingen. Und Sie sagen, daß
auch dieses Vorübergehen schwer und verstimmend für Sie war.
Aber, bitte, überlegen Sie, ob diese großen Traurigkeiten nicht
vielmehr mitten durch Sie durchgegangen sind? Ob nicht vieles in Ihnen
sich verwandelt hat, ob Sie nicht irgendwo, an irgendeiner Stelle Ihres
Wesens sich verändert haben, während Sie traurig waren?
Wäre es uns möglich,
weiter zu sehen, als unser Wissen reicht, und noch ein wenig über
die Vorwerke unseres Ahnens hinaus, vielleicht würden wir dann unsere
Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden.
Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist,
etwas Unbekanntes; unsere Gefühle verstummen in scheuer Befangenheit,
alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille, und das Neue,
das niemand kennt, steht mitten darin und schweigt.
Und wenn wir wieder von der
Einsamkeit reden, so wird immer klarer, daß das im Grunde nichts
ist, was man wählen oder lassen kann. Wir sind einsam. Man
kann sich darüber täuschen und tun, als wäre es nicht so.
Das ist alles. Wieviel besser ist es aber, einzusehen, daß wir es
sind, ja geradezu, davon auszugehen. Da wird es freilich geschehen, daß
wir schwindeln; denn alle Punkte, worauf unser Auge zu ruhen pflegte,
werden uns fortgenommen, es gibt nichts Nahes mehr, und alles Ferne ist
unendlich fern. Wer aus seiner Stube, fast ohne Vorbereitung und Übergang,
auf die Höhe eines großen Gebirges gestellt würde, müßte
Ähnliches fühlen: eine Unsicherheit ohnegleichen, ein Preisgegebensein
an Namenloses würde ihn fast vernichten. Er würde vermeinen
zu fallen oder sich hinausgeschleudert glauben in den Raum oder in tausend
Stücke auseinandergesprengt: welche ungeheure Lüge müßte
sein Gehirn erfinden, um den Zustand seiner Sinne einzuholen und aufzuklären.
So verändern sich für den, der einsam wird, alle Entfernungen,
alle Maße; von diesen Veränderungen gehen viele plötzlich
vor sich, und wie bei jenem Mann auf dem Berggipfel entstehen dann ungewöhnliche
Einbildungen und seltsame Empfindungen, die über alles Erträgliche
hinauszuwachsen scheinen. Aber es ist notwendig, daß wir auch das
erleben. Wir müssen unser Dasein so weit, als es irgend
geht, annehmen; alles, auch das Unerhörte, muß darin möglich
sein. Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig
zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten,
das uns begegnen kann. Daß die Menschen in diesem Sinne feige waren,
hat dem Leben unendlichen Schaden getan; die Erlebnisse, die man «Erscheinungen»
nennt, die ganze sogenannte «Geisterwelt», der Tod, alle diese
uns so anverwandten Dinge, sind durch die tägliche Abwehr aus dem
Leben so sehr hinausgedrängt worden, daß die Sinne, mit denen
wir sie fassen könnten, verkümmert sind. Von Gott gar nicht
zu reden. Aber die Angst vor dem Unaufklärbaren hat nicht allein
das Dasein des einzelnen ärmer gemacht, auch die Beziehungen von
Mensch zu Mensch sind durch sie beschränkt, gleichsam aus dem Flußbett
unendlicher Möglichkeiten herausgehoben worden auf eine brache Uferstelle,
der nichts geschieht. Denn es ist nicht die Trägheit allein, welche
macht, daß die menschlichen Verhältnisse sich so unsäglich
eintönig und unerneut von Fall zu Fall wiederholen, es ist die Scheu
vor irgendeinem neuen, nicht absehbaren Erlebnis, dem man sich nicht gewachsen
glaubt.?Aber nur wer auf alles gefaßt ist, wer nichts, auch das
Rätselhafteste nicht, ausschließt, wird die Beziehung zu einem
andren als etwas Lebendiges leben und wird selbst sein eigenes Dasein
ausschöpfen.
Rainer Maria Rilke
Wunderliches Wort: die Zeit
vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -
Sieh, der Tag verlangsamt sich,
entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig Liegende verschwimmt -
Berge ruhn, von Sternen überprächtigt;
-
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.
Reinhard Düßel
Identität oder Ausflug
zu Fuß
Wir sind ein Weg. Das heißt
nicht, wir seien auf dem Weg oder unterwegs. Das mögen wir auch sein,
aber darauf kommt es hier nicht an. Vor allem sind wir jeweils ein Weg
und nicht zwei oder mehr. Da wir jeweils dieser sind, können wir
kein anderer sein. Die Frage, ob wir jeweils ein anderer hätten sein
können, gehört ebenfalls nicht hierher. Immer sind wir dieser
eine Weg, der wir eben geworden sind. Wären wir ein anderer, so wären
wir eben der nicht. Der wäre dann nicht.
Dies gilt entsprechend für
alles und jedes. Für die anderen und die Sachen sind wir diejenigen
und dasjenige, zwischen dem sie sind. Auch sie sind jeweils ein so und
so bestimmter Weg mit einem Anfang und einem Ende. Die Wege, die einige
von ihnen sind, und der Weg, der wir sind, berühren sich, kreuzen
sich, verschmelzen für eine Weile, lösen sich wieder voneinander.
Jeder Weg ist auf unterschiedliche Weise Anfang oder Mitanfang von anderen,
in weit größerem Maße noch Anfang oder Mitanfang der
besonderen Verfasstheit von anderen. Das Ende von keinem ist das Ende
von allen. Zum Ende von jedem gehört, dass es rundherum weitergeht.
Die Schwebelage wird in dem
Maße Erinnerung, in dem die Veränderlichkeit und Vergänglichkeit
der Dinge aufhört, besonderes Charakteristikum des einzelnen Dings
zu sein und beginnt, auf andere zu verweisen. Die Veränderlichkeit
und Vergänglichkeit des einen steht damit für die von anderem,
schließlich von allem. Der nach allen Richtungen hin offene Horizont
des Schwebens, dessen Offenheit im Fehlen dieses Verweisens gründete,
hat sich geschlossen.
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