Das
ökumenische Kirchenasyl
in Tübingen |
Pressemeldungen
Îm Schwäbischen
Tagblatt vom 12.7.2001, S. 1:
ASYL
/ Bundesamt führte bei verfolgtem Kongo-Priester theologische Prüfung
durch
Der Gefolterte musste singen Fehler über Fehler haben Asyl-Prüfer bei einem verfolgten Priester aus dem Kongo gemacht. Mit knapper Not konnte der Mann vor der Abschiebung bewahrt werden. PATRICK GUYTON FRANKFURT AM MAIN - Die Asyl-Entscheider am Frankfurter Flughafen sind misstrauische Menschen, manchmal beinhart und gelegentlich offenbar so inkompetent, dass sie politisch Verfolgte in Lebensgefahr bringen. Letzteres zeigt der Fall eines katholischen Priesters aus dem Kongo, der nur knapp dem Rücktransport entkam und nun, drei Jahre später, Asyl erhalten hat. Als Priester sei er Augenzeuge eines Massakers der Kabila-Truppen gewesen, erzählte der damals 40-Jährige bei seiner Ankunft im Juli 1998. Er habe ausländische Journalisten darüber informiert und gegen Massaker gepredigt. Daraufhin sei er inhaftiert und zwei Mal schwer gefoltert worden. Die Prüfer des Bundesamtes für die Anerkennung politischer Flüchtlinge indes zweifelten, ob der Mann wirklich Priester sei und führten eine Art theologisches Examen durch, welches die Flüchtlingsorganisation „Pro Asyl“ dokumentiert hat. So musste der Afrikaner die Namen der zwölf Apostel sagen, die Stämme des Volkes Israel aufzählen, Hegels Dialektik erklären sowie den Gottesbeweis des Heiligen Augustinus. Schließlich musste er auf Lateinisch liturgische Gesänge singen. Ergebnis: Der Mann habe „zu große Wissenslücken“, als dass er Priester im Kongo sein könne. Wissenslücken und vor allem Probleme mit dem Französischen hatten indes die Asyl-Prüfer. So wurde der Apostel „Jacques“ als „Hans“ und nicht als „Jakobus“ übersetzt, aus „Mathieu“ wurde „Martin“ statt „Matthäus“. Auch war ihnen der Heilige Eugen (Bischof von Karthago) kein Begriff, weshalb sie glaubten, der Priester fantasiere. „Pro Asyl“ erreichte damals in letzter Minute, dass der Mann nicht sofort nach Kinshasa rückbefördert wurde. Die Organisation recherchierte, was eigentlich Job der Prüfer gewesen wäre: Die katholische Organisation Missio bestätigte die Priesterwürde, und zwei ausländische Journalisten in Südafrika schilderten das Massaker und die Verfolgung genauso wie der Priester. Jetzt hat er Asyl
erhalten. Doch „Pro Asyl“ fragt, was gewesen wäre, wenn man die Journalisten
nicht erreicht hätte oder wenn der Priester nicht bei Missio in der
Kartei geführt worden wäre.
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