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Soll
Familie Tran gehen?
Unsere
Abschiebepraxis ist inhuman !!
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Die Abschiebe-Praxis
in Baden-Württemberg ist inhuman und widerspricht unserem Grundgesetz.
Sie widerspricht aber insbesondere unserer christlichen
Moral:
»Die wohlhabenderen
Nationen sind verpflichtet, so weit es ihnen irgend möglich ist,
Ausländer aufzunehmen, die auf der Suche nach Sicherheit und Lebensmöglichkeiten
sind, die sie in ihrem Herkunftsland nicht finden können. Die öffentlichen
Autoritäten sollen für die Achtung des Naturrechts sorgen, das
den Gast unter den Schutz derer stellt, die ihn aufnehmen.«
(Katechismus der Katholischen Kirche, Ziffer
2241, München 1993, 571f.)
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Schwäbisches
Tagblatt, 13. Dezember 2005, S. 22
Leserbriefe
Nach 13 Jahren in Deutschland
soll die Tübinger Familie Tran nach Vietnam abgeschoben werden. Diese
Entscheidung der Stuttgarter Härtefallkommission kritisierte in der
TAGBLATT-Ausgabe vom Samstag auch Rottenburgs Oberbürgermeister und
CDU-Landtagskandidat Klaus Tappeser, und zwar mit den Worten: "Dass
die Härtefallkommission den Fall Tran als Härtefall abgelehnt
hat, ist ein Fall für die Härtefallkommission."
"Genug
geheuchelt"
Der eigentliche Härtefall
ist die Härtefallkommission. Diese Institution gibt es nur deswegen,
weil die CDU für das Zuwanderungsgesetz vorgesehene fortschrittlichere
Regelungen zu verhindern wusste - und die SPD mitgemacht hat. Gäbe
es eine menschenfreundlichere Migrationspolitik, die einem so reichen
Land wie Deutschland gut anstehen würde, bräuchte es keine Härtefallkommission.
Aber selbst diese Härtefallkommission soll nach der Vorstellung der
CDU eigentlich keine sein.
Die "Taz" vom Samstag zitiert den baden-württembergischen
Innenminister Heribert Rech, derzeit Vorsitzender der Innenministerkonferenz,
die gerade in Karlsruhe tagte: "Wenn ausreisepflichtige Ausländer
ein Bleiberecht erhalten, weil sie schon lange hier leben, dann könnte
dies für andere Ausländer geradezu eine Einladung sein, sich
einer Beendigung ihres Aufenthalts zu entziehen." Und das ist zumindest
in Baden-Württemberg politisch nicht gewollt.
Also, genug geheuchelt, Herr
Tappeser. Wenn sie keine schlechte PR wollen, könnten sie sich auch
für eine bessere Integrationspolitik einsetzen, die es nicht nötig
hat, Härtefälle zu erzeugen. Vor kurzem wurde übrigens
bekannt, dass die Zahl der Asylantragsstellungen in Deutschland zum ersten
mal unter 10 000 im Jahr gefallen ist. Als Abschiedsgeschenk erhielt der
scheidende Innenminister Schily von den Beamten des Asylbundesamts das
devot über-reichte Ergebnis: Noch nie wurden so schnell so viele
Asylverfahren abgelehnt. Noch nie gab es so wenige Asylanerkennungen und
so viele Asylaberkennungen. Das Soll ist erfüllt.
Das Problem aus meiner Sicht
ist, dass sich "Unverständnis und Betroffenheit" in einem
Einzelfall wie bei Familie Tran regt (wogegen natürlich nichts zu
sagen ist), gegenüber der dahinter stehenden Politik aber so gut
wie gar nicht.
Andreas Linder,
Tübingen, Provenceweg 3
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