Fragen und Antworten

 

 

 

 

Am 5. Februar 2008 schrieb uns Frau E.:


Frage zur Heirat einer Christin mit einem Agnostiker

Hallo,
ich habe eine eigene Frage. Auch zur Ehe und Partnerschaft.
Ich bin 20, Christin, und mit meinem Freund, 21, seit über 2 Jahren zusammen.
Er ist der Mann, von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte, auch wenn sich das ein bisschen komisch anhören mag.
Im Lauf dieser Jahre ist unsere Beziehung immer vertrauter und enger geworden.
Mein Freund ist Agnostiker, bzw. glaubt an Gott aber sein Glaube ist noch am Keimen. In unserer Beziehung haben wir uns oft mit Jesus auseinander gesetzt und ich muss zugeben, dass eine Beziehung zu meinem Freund, der kein Christ ist, mich mehr in meinem Glauben hat wachsen lassen, als ich es wahrscheinlich ohne die Konfrontationen mit meinem Glauben und der Auseinandersetzung meiner eigenen Glaubwürdigkeit wäre.
Zu Beginn unserer Beziehung hat es mich nicht sonderlich interessiert, ob Jesus einverstanden ist, ob ich mit meinem Freund schlafe oder mit der Tatsache, dass ich mit einem Mann zusammen bin, der kein Christ ist.
Im Laufe der Jahre hat es sich aber geändert, sogar so weit, dass wir 1/2 Jahr nicht miteinander geschlafen haben, um uns erst sicher zu sein, was wir von der Ehe erwarten und ob unsere Beziehung mehr Tiefgang hat als eine körperliche Seite.
Mir war sehr wichtig ihm zu zeigen, dass er mir der wichtigste Mensch auf der Welt ist und ich mich ihm erst dann schenken will, wenn wir Ansichten geklärt u ausgetauscht haben. (Auch wenn sich das bestimmt sehr fragwürdig anhört, da wir bereits 1 1/2 Jahre miteinander geschlafen hatten)
Er war sehr geduldig und liebevoll und obwohl er mich nicht verstanden hat, war er damit einverstanden.
Da er allerdings nichts schlimmes an Sex vor der Ehe empfindet, hing das "Durchhalten müssen" nur an mir, was dann schlussendlich nicht mehr auszuhalten war.
Meine Frage ist, ob Jesus überhaupt will, dass man einen Mann heiratet, der noch kein Christ ist ("Gleichnis: zwei unterschiedliche Tiere gehen unter demselben Joch...), da einem eine geistige Ebene, nämlich Jesus anzubeten, in der Beziehung versagt bleibt.
Außerdem frage ich mich noch immer, ob Jesus einverstanden damit wäre mit einem Partner zu schlafen, dem man sich schon versprochen hat.
Vielen Dank fürs Lesen,
S. E.


Unsere Antwort:

Liebe Frau E.,

vielen Dank für Ihre Mail. Es tut uns leid, dass Sie solange auf eine Antwort haben warten müssen.

Es ist eindrucksvoll und bewundernswert, wie Sie Ihr Partnerschaftsproblem angehen und reflektieren. Denn gerade die Themen Sexualität und Spiritualität (Religion) sind ganz eng mit einer glücklichen Partnerschaft verbunden. Sie scheinen auch einen sehr feinfühligen und rücksichtsvollen Partner zu haben, der Ihr "Zögern" respektiert und offensichtlich Ihr Verhalten nicht falsch interpretiert. Er könnte ja auf Jesus "eifersüchtig" sein.

Ihre erste Frage, "ob Jesus überhaupt will, dass man einen Mann heiratet, der noch kein Christ ist", lässt sich nicht so einfach beantworten, wie sie gestellt ist. Jesus würde sie vielleicht gar nicht direkt beantworten und Sie auf Ihr Gewissen verweisen. - Wer ist ein Christ? Christ sein bedeutet, sich zur Botschaft Jesu zu bekennen und ihn in seinen Handlungen nachzuahmen, ihm nachzufolgen. Das kann man nach seinen Aussagen, wenn man Gott bedingungslos liebt, so wie er uns bedingungslos liebt und gleichzeitig seinen Nächsten wie sich selbst liebt. Das sind nach seinen Aussagen die wichtigsten Gebote.

Jesus sagt das als frommer Jude, in dieser Tradition lebt er. Für Jesus ist Liebe der Inbegriff aller Frömmigkeit. Nicht irgendwelche Vorschriften oder Verbote. (Vgl. Mk 1230 ff, Lk 10,25 ff; vgl. Dtn 6, 4.) Und man könnte sogar sagen, wenn man das Neue Testament vorsichtig interpretiert, dass das für alle Menschen gilt, oder anders, dass jemand der so lebt im Sinne Jesu lebt, d.h. "christlich". Um im Sinne Jesu gut zu leben und zum Reich Gottes auf Erden zu gehören, braucht man nach der frohen Botschaft Jesu kein Parteibuch und keine Religionszugehörigkeit. Seine Botschaft ist an alle Menschen gerichtet und legitimiert auch nicht die Christen, seine besonderen Nachfolger, überheblich andere Religionen abzuwerten oder auszuschließen. Jesu spezielle Meinung zur Ehe ist dabei nicht, dass sie nur unter Christen möglich ist, sondern nur, dass sie eine dauerhafte Bindung und Verpflichtung darstellt. Etwas anderes lässt sich im Neuen Testament nicht finden.
Ob bei einer Partnerschaft mit einem Nichtchristen "einem eine geistige Ebene, nämlich Jesus anzubeten, in der Beziehung versagt bleibt", lässt sich nicht beantworten. Es gibt nicht nur viele Formen tiefgehender Spiritualität im Judentum, Christentum und bei den Muslimen, es gibt sie in allen Religionen. Entscheidend ist immer der Einzelne. So wie wir in dieser Hinsicht sehr viel auch von den "nichtmonotheistischen" Religionen wie z.B. Hinduismus und Buddhismus lernen können, so wenig ist die geistige Ebene bei Christen nur durch ihrer erklärte Mitgliedschaft garantiert; denn dass es bei ihnen auch viele Materialisten gibt zeigt die Geschichte von der Basis bis zur hierarchischen Spitze. Bei Religionskriegen ging es selten (nur) um das Geistige.

Für Ihre zweite Frage, ob Jesus einverstanden wäre, mit einem Partner vor der Ehe zu schlafen, gilt ähnliches. Wir haben auf die ähnliche Frage vom 10.11.2004 schon ausführlich geantwortet (http://www.kirchameck.de/FragAntwort11.html ). Die Lektüre unserer Antwort könnte Ihnen immer noch hilfreich sein. - Folgt man Ihrer Mail, so war es sicherlich nicht falsch, behutsam auf der sexuellen Ebene miteinander umzugehen. Eine gemeinsam abgesprochene zeitlich befristete "Enthaltsamkeit" kann den Tiefgang einer Beziehung fördern. Denn eine gute Beziehung ist ja mehr als ein geglücktes (rein körperliches) Sexualleben. Leib und Seele müssen übereinstimmen und es darf voreinander keine unbekannten Freiräume geben. Der Eros kann auch blind machen. Dazu muss ein Paar ein Leben lang Offenheit und Dialog üben. Es muss ständig heimliche Widerstände und Hindernisse beim Partner respektvoll aufdecken und besprechen. Manchmal braucht man da fremde Hilfe, manchmal Abstand. Da unsere männliche oder weibliche Leiblichkeit die Grundlage unserer Geistigkeit ist, hat unser partnerschaftliches Lernen hier anzufangen.

Wir haben auf die Frage, ob Gott männlich oder weiblich ist, am 6.2.2007 hier geantwortet, dass bei der Antwort Jesu nach dem wichtigsten Gebot die Vorstellung vom Geschlecht Gottes eine wichtige Rolle spielt. Wir können nicht abstrakt mit dem Kopf lieben, sondern immer nur mit unserer Leiblichkeit, d.h. mit unserer Geschlechtlichkeit. Unser Lebensgefühl haben wir immer nur als Mann oder als Frau - und das ist gemeint mit "lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele". Dass dazu auch der Eros gehört, weiß die Christenheit auch schon lange (vgl. Enzyklika "Deus caritas est" von Papst Benedikt XVI). Das praktizierten die Mystiker und davon sprechen auch noch viele Texte (vgl. z.B. "Seelenbräutigam"). Und dass der Bereich des Eros eine spezifisch männliche und weibliche Ausprägung hat, ist auch im Zusammenhang mit unserer Religiosität von Bedeutung. (http://www.kirchameck.de/FragAntwort25.htm )

Sie gingen in Ihrer Mail immer wieder sehr eindrucksvoll auf Jesus ein, was er wohl zu Ihren Fragen sagen würde. - Es gibt einen sehr schönen Text im Neuen Testament, über den wir hier auf unserer Homepage eine lesenswerte Predigt haben. Vielleicht sollten Sie diese zum Abschluss noch gemeinsam mit Ihrem Partner lesen. (http://www.kirchameck.de/Pred138GFBS.htm)

Wir wünschen Ihnen Kraft und Freude bei Ihrer Suche nach einer geglückten Partnerschaft. Gott, der die Liebe ist, wird Ihnen dabei helfen.


Ihr Team von der Kirch am Eck





 


 
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