Weihnachten 2002
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Schwäbisches
Tagblatt vom
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Schwäbisches Tagblatt vom 8. Januar 2003: LeserbriefeAnderthalb Jahre vor der Familie Jashari wurden noch andere Flüchtlinge aus Kusterdingen abgeschoben. »Unsere Nachbarn« Der öffentliche Brief
der evangelischen Kirchengemeinde Kusterdingen an den Innenminister
von Baden-Württemberg, die Aktion Lichtzeichen am Sylvesterabend
in der Ortsmitte von Kusterdingen, die Unterschriftenlisten, die Leserbriefe
im TAGBLATT, das Benefizkonzert in Wankheim - es gab eine Vielzahl von
notwendigen und hoffentlich notwendenden Aktionen zugunsten der Familie
Jashari aus Kusterdingen, die eine Woche vor Weihnachten in den Kosovo
abgeschoben wurde. Zugleich waren es - hoffentlich - deutliche Zeichen
für die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, dass sensible
und kritische Menschen in unserem Land nicht bereit sind, Menschen verachtende
Maßnahmen dieser Art stillschweigend hinzunehmen. In diesem Zusammenhang ist
es uns ein Anliegen, an unsere kosovoalbanischen Nachbarn, die Kucis,
zu erinnern, die seit 1992 in Kusterdingen lebten. Ihre Kinder sind
hier aufgewachsen, die beiden Jüngsten hier geboren; sie sind hier
in den Kindergarten und zur Schule gegangen. Das Kollegium der August-Lämmle-Schule
hatte sich in einer Petition an den Landtag für sie eingesetzt!
Aphrodita hatte sich darauf gefreut, vom neuen Schuljahr an die Realschule
besuchen zu können. Familie Kuci wurde am 23. August 2001 in eine
ungewisse Zukunft in den Kosovo abgeschoben: Shigeri Kuci, Shemsie Kuci,
Zyme (12 Jahre alt), Aphrodita (10 Jahre alt), Dobalik (8 Jahre alt),
Entela (7 Jahre alt). Sigrid Stauß, Kusterdingen,
Friedrich-List-Str. 7 "Noch höher hinauf" Demnächst wird hier
in Tübingen wieder der Lilli-Zapf-Preis verliehen, ein Preis für
Zivilcourage. Daran musste ich als Erstes denken, als ich von der Abschiebung
der Familie Jashari aus Kusterdingen erfuhr. Denn hätten diejenigen,
die mit der Durchführung der Abschiebung beauftragt waren, sich
geweigert, eine so unmenschliche Anweisung zu befolgen, hätten
sie genau das geübt, was mit diesem Preis gefördert werden
soll: Zivilcourage. » Nicht
erwünscht « Ich nehme an, dass nunmehr
alle, die wegen der Abschiebung der Asylantenfamilie Jashari aus Kusterdingen
über Staat und Bürokratie schimpfen wollen, ihre Meinung in
der Zeitung veröffentlicht haben, und dass das Gezeter hoffentlich
nun ein Ende hat. Wenn diese Leute aber weiterhin ihre Empörung
kundtun wollen (zuletzt sahen die Leserbriefe allerdings mehr nach langatmiger
Schaumschlägerei aus), dann sollten sie zuvor Folgendes bedenken: 1. Die Familie Jashari hat
(wie unzählige andere Asylanten auch) lange Zeit die Vergünstigungen
unserer Sozialsysteme genutzt, ohne vorher auch nur einen Cent eingezahlt
zu haben (das hat der deutsche Steuerzahler für sie getan). Diese
Zuwendungen gab und gibt es in anderen Ländern nicht. Mittlerweile
stehen unsere Sozialsysteme vor dem Kollaps, die Staatsfinanzen sind
zerrüttet und jeder zehnte Erwerbsfähige ist arbeitslos. 2. Wer hat eigentlich die
Kosten der Rückreise von einem Gastland zu tragen: Der Gastgeber
(sprich der Steuerzahler, wie das in einem Leserbrief gewünscht
wird) oder der Gast? Es ist den früheren Leserbriefschreibern unbenommen,
zu sammeln und den Steuerzahler von den Rückreisekosten freizustellen.
Auch das wäre quasi eine der vielen Hilfeleistungen, wie sie teilweise
so vollmundig angekündigt worden sind. 3. Der Termin der Abschiebung
ist auch nach meiner Ansicht unglücklich festgesetzt worden. Aber:
Das hat sich die Familie Jashari selbst zuzuschreiben. Sie hat es lange
genug verstanden, den Termin hinauszudrücken. Und: Drei Monate
früher oder später, das bringt es nun auch nicht mehr. Das
ist hart, aber so ist es. In vorweihnachtlicher Zeit sind schon schlimmere
Dinge passiert als diese Sache. Der Familie Jashari war seit
geraumer Zeit klipp und klar bekannt, dass sie in diesem unserem Land
nicht erwünscht ist. In so einem Fall geht der Gast von sich aus,
hält sein Versprechen über eine freiwillige Ausreise ein und
zieht seinen Aufenthalt nicht über Gebühr noch weiter in die
Länge. Jürgen Parr, Mössingen,
Sternbergstraße 56 Die Fortsetzung der Kusterdinger Weihnachtsabschiebung folgt am 10.1. |