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         Schwäbisches 
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         Schwäbisches 
          Tagblatt vom 18. Januar 2003: 
        Der Widerstand 
          formiert sich 
          
        Gomaringer unterstützen 
          die von Abschiebung bedrohte Familie Avdijaj 
          
          
        Schüler der Gomaringer 
          Schloss-Schule haben Plakate zur Unterstützung ihrer von Abschiebung 
          bedrohten Mitschülerin Elvira Avdijaj und deren Familie gemalt 
          und an die Schultüren geklebt. 
          Bild: Franke 
            
        GOMARINGEN (slo). Jede 
          Menge Briefei, von Schülern, Lehrern, Eltern, anderen Gomaringern 
          und von Abgeordneten erreichen zur Zeit den Petitionsausschuss, das 
          Innen- und das Sozialministerium und das Regierungspräsidium. Alle 
          Absender wollen dasselbe: Dass die Familie Avdijaj nicht abgeschoben 
          wird. Am Montag ist eine Informationsveranstaltung im Sportpark in Gomaringen. 
           
        Bis Samstag, 25. Januar, 
          soll die fünfköpfige Familie Avdijaj die Bundesrepublik verlassen, 
          andernfalls wird sie abgeschoben. Der Termin auf diesem Bescheid, den 
          Isem Avdijaj vom Landratsamt bekommen hat, ist für die Regierung 
          aber nicht bindend: Jederzeit kann die Familie, deren Duldung abgelaufen 
          ist, ins Flugzeug verfrachtet werden. Wie Anwalt Arnold Koschorrek sagt, 
          sei ein Flug bereits gebucht, den Termin allerdings weiß er nicht. 
             
        Es eilt also. Und das wissen 
          Schüler, Lehrer und Eltern der Gomaringer Schloss-Schule. Die Schüler 
          beschäftigen sich in ihrem Unterricht mit allem, was irgendwie 
          mit Abschiebung zu tun hat. Sie informieren sich über die Menschenrechtskonvention, 
          über die Rechte der Kinder, die Unesco, die bundesdeutsche Abschiebepraxis, 
          über den Kosovo und Rest-Jugoslawien. Sie sammeln Unterschriften 
          in der Schule und im Ort. Sie haben Artikel ausgeschnitten, Plakate 
          gemalt und einen Serienbrief ins Internet gestellt, mit dem gegen die 
          geplante Abschiebung der Familie Avdijaj protestiert wird (zu finden 
          unter www.ssg.tue.bw.schule.de. Sie haben an die Schultür Hilferufe 
          geklebt und Begründungen, weshalb die Familie in Gomaringen bleiben 
          soll. "Weil wir sie alle lieb haben", steht da und "weil 
          die Familie sich hier gut verhält." Gestern hat die SMV der 
          Schule zu einer inoffiziellen Versammlung eingeladen, um über die 
          Familie und das ihr drohende Schicksal zu informieren. 
           
        Aber nicht nur die Schüler 
          engagieren sich. Das Lehrerkollegium und Rektor Erich Jung haben einen 
          Brief an den Petitionsausschuss geschrieben, weitere Briefe kamen von 
          der Realschule Steinlach-Wiesaz, die der zwölfjährige Edvjn 
          besucht, von der SPD-Abgeordneten Rita Haller-Haid, vom Elternbeirat 
          und von Privatpersonen. Der Elternvertreter der Klasse 8 der Schloss-Schule 
          Peter Flaisch hat Unterschriften von fast allen Eltern der Klasse bekommen 
          und außerdem diverse Briefe, unter anderem an Regierungspräsident 
          Hubert Wickert und Sozialminister Friedhelm Repnik, geschrieben. Auch 
          Pfarrer Reinhard Spielvogel unterstützt die Familie. In der Kirche 
          liegen Unterschriftenlisten aus, außerdem wird sich der Kirchengemeinderat 
          Anfang kommender Woche meiner Sondersitzung überlegen, was er für 
          die Familie tun kann. 
           
        Protestiert wird vor allem 
          wegen der Unmenschlichkeit dieser Abschiebung: Mitten im Winter sollen 
          fünf Menschen in ein zerstörtes Gebiet abgeschoben werden, 
          in ein Land, in dem sie keinen Unterschlupf und keine Arbeit haben. 
          Wie berichtet, soll die Familie nach Serbien fliegen, weil sie einer 
          Minderheit angehört und deshalb nicht in den Kosovo abgeschoben 
          werden kann, woher Isem und Dzevahire Avdijaj stammen. Protestiert wird 
          aber auch wegen der Kinder, die kein Jugoslawisch sprechen. Seit zehn 
          Jahren leben die Avdijajs in Deutschland, alle drei Kinder besuchen 
          die Schule hier - und haben weder in Serbien noch im Kosovo die Chance 
          auf eine Ausbildung. 
           
        Dazu kommt noch, dass auch 
          die pflegebedürftige Nusha Avdijaj, die Mutter von Isem Avdijaj, 
          bei der Familie in Gomaringen lebt. Vor zwei Jahren ist sie gekommen, 
          von der Abschiebung betroffen ist sie aber nicht. "Sie liegt im 
          Bett", berichtet die 14-jährige Elvira Avdijaj, "meine 
          Mutter pflegt sie." Nur selten stehe die 72-Jährige auf, laufen 
          könne sie kaum. "Wenn die Familie abgeschoben wird, muss die 
          Frau in ein Pflegeheim. Das kostet den Staat eine Menge Geld", 
          sagt Waltraud Klett, die Klassenlehrerin von Elvira. 
           
        Inzwischen waren, so berichtet 
          Elvira, zwei Mitarbeiterinnen des Landratsamts bei der Familie, die 
          gefragt hätten, wer die Kosten für den Flug zahlen solle. 
          "Wir sollten irgendeinen Antrag stellen, das haben wir aber nicht 
          getan", erzählt sie. Beim Landratsamt war gestern Nachmittag 
          niemand zu erreichen. Der Anwalt der Familie Avdijaj Arnold Koschorrek 
          vermutet, dass so versucht werde sollte, der Familie schneller Ausreisepapiere 
          zu beschaffen. 
           
        In einer Bekanntmachung im 
          aktuellen Gemeindeboten äußert sich auch Bürgermeister 
          Manfred Schmiderer. Unter anderem heißt es da: "Ich hoffe 
          nach wie vor, dass noch eine für beide Seiten akzeptable Lösung 
          gefunden wird, und unterstütze eine solche Lösung - ohne an 
          der Entscheidung mitwirken zu können. Die Ausländerbehörde 
          des Landratsamts Tübingen sucht zur Zeit im Benehmen mit der Bezirksstelle 
          nach einer Rückkehrmöglichkeit außerhalb einer Abschiebung 
          im oben angegebenen Zeitraum." 
           
        Über die Situation der 
          Familie berichten deren Freunde am Montag 20. Januar, um 20 Uhr in der 
          Gomaringer Sportgaststätte. Dort soll auch Ideen gesammelt werden, 
          was für die Familie unternommen werden kann. Ebenfalls am Montag 
          ist ein Team des SWR-Landesstudios in Gomaringen. Der Beitrag ist für 
          Dienstag um 18.45 Uhr in der Landesschau geplant. 
            
         
        Weitere 
          Texte zur Kusterdinger und Gomaringer Weihnachtsabschiebung im Schwäbischen 
          Tagblatt vom 20. Januar 2003 
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